Die Büchse der Pandora

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In seinem neuen Roman sucht sich Daniel Kehlmann ein außerordentlich spannendes Subjekt aus: Anders als viele anderer seiner Zeitgenossen - von Billy Wilder bis Fred Zinnemann - emigrierte der Filmregisseur G. W. Pabst nur zeitweise aus NS-Deutschland nach Hollywood, arbeitete stattdessen auch während des Krieges in Deutschland. Die moralischen Verstrickungen, die Fragen von Schuld und Kunst in einem Unrechtsregime, und das große Schweigen danach bieten mehr als genug Stoff für einen Roman. In der Leseprobe nähert sich Kehlmann seinem Subjekt zunächst indirekt, eine Technik, die er auch in seinem Roman "Tyll" bereits angewandt hat: Ein ehemaliger Wegbegleiter, inzwischen dement, tritt in einer Fernsehsendung auf. Mit schlichtem Satzbau, flottem Tempo und einem Fokus auf die Szene bleibt Kehlmann seinem Stil treu. Abzuwarten bleibt, ob Kehlmann auch im weiteren Verlauf aus verschiedenen Perspektiven um seine Hauptfigur kreist. Das Thema verspricht viel. Löst Kehlmann dieses Potenzial ein?