Ein emotionaler Liebesroman, der ernste Züge annimmt und mich immer wieder überrascht, wozu Menschen doch fähig sind.

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damarisdy Avatar

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Ich richte meinen Dank an den lieben Verlag, der mir das Rezensionsexemplar "Liebe auch an Regentagen" von Robyn Carr kostenlos via Netgalley zur Verfügung gestellt hat, darüber habe ich mich sehr gefreut. Selbstverständlich wird meine persönliche Meinung davon nicht beeinflusst.
Die Autorin Robyn Carr war mir bislang nur vom Hörensagen bekannt und ich war sehr neugierig auf mein erstes Buch von ihr. Ich versprach mir von der Geschichte eine gewisse Idylle, aber auch eine gute Portion Ernsthaftigkeit, Emotionalität und viel Gefühl. Gespannt startete ich zu lesen.

Hauptfigur in der Geschichte ist die Protagonistin Lauren, die sich endlich dazu entschließt, ihren kontrollsüchtigen und teilweise auch gewaltbereiten Ehemann nach etlichen Ehejahren zu verlassen. Immer wieder hatte sie die Chance auf eine Trennung vertan und sich einfach nicht von ihm loslösen können, erpresste er sie schließlich damit, ihren gemeinsamen Kindern finanziell zu schaden oder ihr das Sorgerecht zu entziehen, hat er doch großen Einfluss als erfolgreicher Chirurg. Und sie ist dagegen nur eine kleine Köchin. Doch heute ist Lauren mutiger denn je, denn die Kinder sind mittlerweile erwachsen und sie hat eindeutig genug. Sie will sich ein neues Leben aufbauen und lernt schließlich einen Landschaftsarchitekten Namens Beau kennen, der ebenfalls eine schwierige Ehe hinter sich hat. Die beiden verbindet viel und schnell fühlen sie sich zueinander hingezogen. Doch bevor sie sich richtig aufeinander einlassen können, machen ihnen ihre Expartner das Leben zur Hölle...

Robyn Carr berichtet hier aus vielen verschiedenen Perspektiven in der dritten Person im Präteritum, was mir einen guten Überblick über die Personenkonstellationen verschafft und ich hier gleich mehrere Charaktere in mein Herz schließe. Fokus dabei liegt aber schon auf den Hauptfiguren, Lauren und Beau, die ich schnell lieb gewinne und verstehen lerne. Auch Beaus Freund und Geistlicher, Tim, ist mir direkt sympathisch, bringt er einfach eine gewisse Art Ruhe, Gelassenheit und Weisheit mit in die Geschichte. Die beiden Töchter von Lauren sind gewöhnungsbedürftig, vor allem eine von ihren macht es ihrer Mutter wahrlich nicht leicht, steht sie lange noch auf Seiten des Vaters, denn sie hat keine Ahnung von seinen Machenschaften. Oder will davon nichts wissen, profitiert sie schließlich so von seiner finanziellen Fürsorge. Viel mehr kann man von Lauren noch-Ehemann allerdings nicht erwarten. Liebe und Geborgenheit sind für ihn Fremdwörter. Für mich ist schnell klar, dass die Protagonistin richtig handelt, indem sie die Scheidung einreicht. Zumal sie es schon mit Ehetherapien versucht haben. Aber manche Menschen sind einfach böse und/oder verzweifelt, dass sie zu unfassbaren Maßnahmen greifen und das bekommt der Leser in diesem Buch noch deutlich zu spüren....hier erwartet dieser also weniger eine idyllische Geschichte, wie das Cover vielleicht vermuten lässt, sondern eher eine dramatische Story, die sich manchmal im Kreis dreht. Der Teufelskreislauf von häuslicher Gewalt wird hier gut beschrieben.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht und beschreibt die Schauplätze bestens. Die Formulierungen sind simpel und leicht verständlich, die Dialoge der Figuren oft tiefgründig. Jedoch hat das Werk die meiste Zeit über eine düstere Note, sodass ich das Lesen nicht so sehr genießen kann, wie erhofft. Ich hätte mir hier noch ein wenig mehr Leidenschaft gewünscht und weniger Zwietracht, Diskussion und längere Gedankenstränge. Schön finde ich es, dass der Pater auch noch seine kleine Liebesgeschichte bekommt, als er sein Amt ad acta legt, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet :P

Der Funke springt bei mir über und ich finde, dass die beiden Protagonisten sich wunderbar ergänzen und ihre Erfahrungen sie miteinander verbinden. Allerdings ist ihre Liebesbeziehung eher nebensächlich und von leisten Tönen geprägt.

"Liebe auch an Regentagen" macht möglicherweise gerade Betroffenen Mut, sich mit häuslicher Gewalt auseinander zu setzen und dagegen anzugehen. Hier wird der Leser gut sensibilisiert und leidet mit den entsprechenden Figuren mit. Es ist schön zu erleben, wie diese hier eine Charakterentwicklung durchmachen. Die eigentliche Liebesgeschichte bleibt vielleicht ein wenig auf der Strecke, da der Fokus mehr auf den Familiensituationen und der eigenen Persönlichkeit liegt. Das ist nicht unbedingt schlecht. Ich vergebe daher eine Lese- und Kaufempfehlung und 4 gute Sterne ****