Der Liebesroman hat mein Herz nicht gefunden

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Die Streberin Heather hat einen guten Uniabschluss, eine Arbeitsstelle in Aussicht und möchte mit ihren Freundinnen Amy und Constance jetzt noch etwas von der Welt, genauer Europa, sehen. Was sie nicht geplant hat, ist sich zu verlieben. Im Zug nach Amsterdam beobachtet sie nachts einen jungen Mann, der sich aufgrund des überfüllten Zuges auf die Gepäckablage hieft und wechselt einige Worte mit ihm. Jack ist sehr selbstsicher und großspurig, sodass sie beide immer wieder in Gespräche verwickelt werden und darin auch sehr schnell ihre Komfortzonen verlassen.

"Du siehst dir dieses Mädchen an, dieses Bild von dir, zehnmal, hundertmal, und versuchst, deinen Gesichtsausdruck zu deuten. Du willst verstehen, wer dieses Mädchen ist [...] Du erkennst sie kaum; in den letzten vier Jahren hat sie sich verändert, sie ist nachdenklicher, vielleicht auch klüger geworden, kein Mädchen mehr, sondern eine junge Frau. Gleichzeitig ist es unerträglich, sie anzusehen, denn du spürst ihre Verletzlichkeit, ihrer Schwächen, ihre Bemühen.", S. 8

Vor allem schwingt sehr viel Humor in den Gesprächen mit und die beiden ärgern sich sehr oft gegenseitig. Den Schlagabtausch zwischen den beiden fand ich toll und oftmals sehr amüsant. Leider habe ich den Humor oft nicht ganz verstanden. Die beiden kennen sich erst seit wenigen Stunden, wissen kaum voneinander und werfen sich dann Dinge an den Kopf, wo ich mich oftmals gefragt hab, warum Heather nicht beleidigt ist. Die beiden befinden sich auf einer Wellenlänge, die häufig etwas größer war, als mein eigener sarkastischer Humor. Leider hat mich deshalb zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit ihre Beziehung nicht berührt. Darauf wurde ihre Liebe immer weiter aufgebaut, sodass ich die Anziehungskraft zwischen den beiden nicht verstehen konnte, was ich sehr schade finde.

Leider hat auch der Klappentext zu viel vorweggenommen, sodass ich immer auf dieses Ereignis gewartet habe, das erst nach der Hälfte des Buches passierte. Trotzdem hatte die Geschichte viele schöne Momente, romantische und interessante Details. Nach dem Kennelernen, a lá was sich liebt das neckt sich, haben Heather und Jack viele tolle Erlebnisse und Erzählungen, die ihre Beziehung weiter gestaltet hat. Der Autor hat eine vielischichtige Geschichte geschrieben. Jack bereist die Orte, die sein Großvater vor vielen Jahren nach dem Krieg ebenfalls besucht und in seinem Tagebuch festgehalten hat. Die Auszüge oder Gespräche über dieses Tagebuch haben mir sehr gut gefallen und berührt, weil Jacks Großvater ein interessanter Mann mit tollen Gedanken war.

Der Schreibstil von J. P. Monninger ist leicht und locker zu lesen. Heather erzählt aus der Ich-Perspektive was gerade geschieht. Auch wenn sie anfangs selten über ihre Gefühle berichtet, so weiß der Leser doch, wie es ihr geht. Einzig das gelegentliche Du, mit dem der Leser direkt angesprochen wird, hat mich gestört.

Zum Ende hin gab es auch einige kleine Logikfehler, die nicht wirklich schlimm sind, aber doch auffallen. Der Schluss der Geschichte war romantisch und hat mir gut gefallen, auch wenn mir schon seit vielen Seiten klar war, warum Jack einfach verschwunden ist.

Fazit:
„Liebe findet uns“ ist eine Liebesgeschichte mit viel Humor und Protagonisten, die auf diese gemeinsame Basis einen Roadtrip mit vielen kleinen wunderschönen Momenten machen. J. P. Monninger (er) hat einen lockeren Schreibstil und tolle Ideen, aber auch einige Logikfehler übersehen. Mich hat die Liebe zwischen der korrekten Heather und dem selbstsicheren Jack leider nicht erreicht, aber wenn doch, kann das Buch viel Lesevergnügen bereiten.