Das Geheimnis der Liebe?

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marapaya Avatar

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Der Roman „Liebe ist nichts für Feiglinge“ hat seinen Titel mit dem aktuellen Film von Matthias Schweighöfer gemeinsam, auch wenn es beim Film nur der Zweittitel ist, und es gibt noch mehr Übereinstimmungen – die sehnsuchtsvolle Suche nach der Liebe des Lebens, die gleichzeitige Angst vor der Nähe zu einem anderen Menschen und naja, leider: Allgemeinplätze.
Kristine Gasbarre hat eine tolle Familie, ein interessantes Leben, aber kein Händchen für eine dauerhafte Beziehung. Sie verliebt sich in einen smarten Engländer, gibt ihrer Sehnsucht nach einem Aufenthalt in Italien nach und verbringt dort ein Jahr als Kindermädchen. Näher kommt sie ihrem Engländer damit leider nicht und muss sich wieder mit einer Trennung auseinander setzen. In Amerika liegt ihr geliebter Großvater im Sterben. Einen Mann wie ihn wünscht sie sich auch für ihr eigenes Liebesleben, doch nun muss sie eine neue Art von Trauer bewältigen. Sie kehrt Europa den Rücken und zieht zurück zu ihrer Familie, um sich neu zu orientieren. Es beginnt ein anstrengendes und aufregendes Jahr. Kristine lernt ihre Großmutter von einer ganz neuen Seite kennen, lässt sich von ihr erzählen, warum die Ehe ihrer Großeltern so gut funktionierte und steht ihrer trauernden Oma jederzeit zur Seite. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Mann in diesem Jahr, das große Happy End aber liegt außerhalb des Romans.
Der Leser begleitet die Autorin vor allem auf den Pfaden zu sich selbst, dabei enthüllt der Roman seinen ganz eigenen Charme. Der Plot ist nicht sehr innovativ, nicht mal besonders spannend oder aufregend. Die Autorin erzählt einfach aus ihrem Leben und von den Gedanken, die sie sich macht – um die Liebe, die Rolle der Frau, ihre eigenen Ziele und den richtigen Mann. Zuweilen trifft sie dabei einen Ton, der einen berührt, ohne dass man genau weiß warum. Die Gegenüberstellung der zeitgemäßen Vorstellung von der Liebe mit den vermeintlich altmodischen Liebeswerten ihrer Großmutter enthüllt ab und zu die Ahnung, warum wir uns immer schwerer damit tun, uns auf einen Menschen wirklich einzulassen. Gleichzeitig wirkt die männliche Hauptfigur der Handlung etwas zu aufgesetzt und idealisiert, zu sehr das klassische Traumbild, nachdem wir Mädchen uns verzehren.
Die Erkenntnisse der Autorin sind dann zuweilen recht gegensätzlich und manchmal etwas verwirrend. Kristine soll nach den Ratschlägen ihrer Großmutter ein eigenständiges Leben führen, herausfinden wer sie ist und wie sie ihr Leben leben will. Sie soll aber auch die Kontrolle mal abgeben an den Mann, ihn machen lassen und ihm dann doch wieder vor allem den Rücken frei halten. Ihre ganze Familie will sie ständig verkuppeln und alle wünschen sich einen Ehemann für sie, einschließlich sie selbst. Die Erwartungen sind hoch, die Rendezvous gelten schon als katastrophal, wenn sich nicht schnell genug die romantische Stimmung einstellen will, und die Autorin wirkt an einigen Stellen wie jenes Highschoolmädchen, welches wir aus unzähligen amerikanischen Filmen kennen.
Es gibt eben kein Rezept für die Liebe. Zu lieben erfordert Mut und Charakter, mehr können auch Omas Weisheiten nicht beeinflussen. Und für eine kleine, leicht rührselige, aber charmante Aufbaukur eignet sich Kristine Gasbarres Geschichte allemal.