hatte mehr erwartet

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petral. Avatar

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Das Cover von "Liebe Rock" von Tom Zürcher ist wunderschön und sehr ausgefallen. Der Klappentext hat mir auch noch gut gefallen und meine Neugier geweckt. Doch leider sind das schon die zwei positivsten Dinge, die mir zu diesem Buch einfallen und ich bin nach dem Lesen leider etwas enttäuscht.

Worum geht es in dem Buch? Also da ist der 18-jährige Timm, der gerade die Schule abgebrochen hat, weil er sich einbildet, er hätte das Zeug zum großen Schriftsteller. Und seiner Meinung nach müssen gute Schriftsteller immer viel Alkohol trinken, während sie schreiben, also sitzt er nun täglich in einer Kneipe, trinkt ein Bier nach dem anderen und schreibt dabei alles mögliche, was ihm so durch den Kopf geht, in sein altes Wachstuchheft. Dabei lernt er die Kellnerin Rock kennen und da bei ihr gerade ein Zimmer vermietet wird, zieht Timm, der bisher noch bei seinen Eltern gewohnt hat, dort ein. Aber Rock wohnt nicht allein in der Wohnung, sondern es gibt noch einen Hund und vor allem gibt es Marc, Rocks Freund. Und der ist Timm, der sich unsterblich in Rock verliebt hat, von Anfang an ein Dorn im Auge. Was Timm dann alles macht, um seinen Konkurrenten Marc auszustechen, ist wirklich krass und man fragt sich beim Lesen die ganze Zeit "warum setzen die diesen Spinner nicht vor die Tür?" Geschrieben ist "Liebe Rock" so, als würde Timm das alles an Rock persönlich schreiben, es liest sich also eher wie Briefe an Rock, von der er richtig besessen ist. Das Gute, es sind kurze Kapitel, manchmal nur eine halbe Seite lang, man kann es also immer wieder mal zwischendurch etwas weiterlesen. Aber die verrückten Gedanken von Timm ein ganzes Buch lang zu verfolgen, das hat mir keinen großen Spaß gemacht. Timm ist egoistisch und rücksichtslos, er lügt, er stiehlt, er ist gemein zu Menschen und Tieren, er ist überzeugt, ein toller Schriftsteller zu sein und wird ja von einigen Leuten in seiner Umgebung auch noch in dem Glauben gelassen. Auch die meisten anderen Personen in dieser Geschichte reagierten sehr seltsam, muss ich sagen. Ich persönlich fand weder zur Handlung , noch zu den Charakteren einen echten Zugang.

Was ungewöhnlich ist, die Kapitel laufen rückwärts, also es fängt bei Kapitel 100 an und endet bei 0 und warum das so ist, wird im Laufe der Story auch klar, aber ändert ja auch nichts an der Geschichte selbst und die war für mich persönlich einfach nicht fesselnd genug. Durch diesen Notizbuch-Schreibstil kamen bei mir einfach keine großen Gefühle für die Geschichte auf und die Protagnisten, besonders Timm, sind mir leider größtenteils zu emotionslos.

Dass Timm nicht grundlos so gestört ist, versteht man so nach und nach zwar, denn er hat so einiges erlebt, was an keinem spurlos vorbeigehen würde. Und es ist auch nicht so, dass ich das Buch durchgängig öde fand, es hat durchaus Passagen, die mir zu Herzen gingen ( besonders alles, was mit Timms Bruder zu tun hatte), aber insgesamt konnten mich leider weder Handlung, noch Schreibstil restlos überzeugen.