Von Einem, der auszog, um Schriftsteller zu sein

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justm. Avatar

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Ein junger gerade-eben Mann namens Timm, der beschlossen hat Schriftsteller zu sein, zieht auf Grund einer Schock-Verliebtheit zu Tresenkraft Rock und ihrem immer-mal-wieder-Freund Marc in eine WG.
Daß das nicht lange gut gehen kann, liegt nicht nur daran, daß beide Männer Gefühle für Rock haben, die wiederum eine Kneipenbekanntschaft nach der anderen mit nach Hause bringt, sondern auch daran, daß Timm kein Mensch ist, mit dem das Zusammenleben leicht wäre. Ganz im Gegenteil, scheint an ihm so rein gar nichts leicht zu sein.

"Liebe Rock" ist im Grunde eine auf knapp 300 Seiten erzählte Tragödie, die im Gewand der Popliteratur daherkommt.
So werden zum Beispiel die Kapitel mit einem Rückwärts-Countdown gezählt; das Ende der Geschichte vorweggenommen, nur um dann doch den Bogen zum Beginn von Timms Geschichte zu schlagen und den Leser in seine chaotische Welt zu ziehen und den Versuch zu starten, zu erklären, warum alles so kam, wie es kam. Inwiefern das alles nachvollziehbar ist, sei am Ende dahingestellt. Denn wie schon zu Beginn geschrieben: Timm ist kein "einfacher" Mensch. Viel mehr ist er wohl eine der unsympathischsten und gleichzeitig doch menschlichsten Hauptfiguren, denen ich jemals "begegnet" bin.

Ihn auf seiner Reise zu begleiten ist zugleich spaßig und doch deprimierend, seltsam zu lesen und doch, vom menschlichen gesehen, verständlich.
Man blättert sich gebannt von Seite zu Seite und das obwohl man von Anfang an weiß, wie es enden wird. Dennoch ist das Buch an keiner Stelle langweilig. Dafür ist Timms Leben einfach zu seltsam, zu skurril und teilweise sogar befremdlich, um es mal gelinde gesagt auszudrücken.
Mehr als ein Mal hab ich mich beim Lesen gefragt, ob Timms Geschichte, die ja von ihm als Ich-Erzähler wiedergegeben wird, nicht doch eher die Kopfgeburt eines Menschen mit psychischer Störung ist - wie es im Buch zumindest angedeutet wird.

Während die Geschichte im Allgemeinen den Anschein macht ein kritischer Blick auf die literarische Welt zu sein, kam ich nicht umhin, die Parallelen zwischen dem eigentlichem Buch und der darin erzählten Geschichte zu sehen und mich zu fragen, was dieses Buch eigentlich will: Spiegel vorhalten oder unterhalten?!
Vielleicht bin ich diesbezüglich aber auch zu unaufgeschlossen, denn letzten Endes - und ganz ohne tiefgehende Analyse - schaffte "Liebe Rock", als eine modernere "Homo Faber"-Version, dann doch beides.

Man bleibt vielleicht ein wenig ratlos zurück, wurde letzten Endes aber doch unterhalten.