Der Bodensee als Romanschauplatz

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pucki24 Avatar

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Johanna Nellon hat ihren neuen Roman "Liebesleuchten am Bodensee", wie schon der Titel verrät, am Schwäbischen Meer angesiedelt. Bettina Solberg, eine Gärtnerin, welche auf der Blumeninsel Mainau arbeitet und in Meersburg lebt, trifft Rick Meiningen, der inkognito - da er ein berühmter Schauspieler ist - dem Weingut seiner Großeltern einen Besuch abstattet. Bettina verliebt sich in Rick und Rick in Bettina. Alles könnte wunderbar sein, wäre da nicht der verschwiegene eigentliche Beruf des angeblichen Winzers. Die Idee der Autorin ist durchaus reizvoll. Viele Frauen träumen vermutlich davon, einen berühmten Schauspieler, Musiker, Schriftsteller usw. zu treffen, ihn in diesem Moment nicht zu erkennen und sich dann in der Rolle der zukünftigen Freundin des Traumprinzens wiederzufinden und alle Annehmlichkeiten dieses Lebens zu erleben. Dies findet sich auch in vorliegendem Roman wider. Rick entführt seine Geliebte im obligatorischen Sportwagen, stellt sie seiner Familie als zukünftige Gefährtin vor und geniesst die traute Zweisamkeit in romantischen Restaurants - nur unterbrochen von Autogrammwünschen seiner Fans, die er jedoch mit dem Argument 'Er sei nur ein Doppelgänger des Schauspielers' abtut. Eigentlich also wirklich genug Stoff, für einige schöne Lesestunden, bietet doch neben der Geschichte auch der Bodensee, die eine oder andere schöne Umgebung.

Leider nutzt die Autorin diese Möglichkeiten- sowohl der Geschichte als auch des Schauplatzes kaum aus. Der Roman tröpfelt vor sich hin, unterbrochen von einigen abstrusen Nebenerzählungen (Eine Figur entpuppt sich als Krimineller, die Exgespielin des Filmstars wird brutal behandelt, zwei Liebesgeschichten erfüllen sich nach endloser Zeit des Wartens) und nimmt nie so richtig Fahrt auf. Nicht in der ersten Phase der Verliebtheit, nicht in der Phase, in der die ersten Probleme auftauchen und nicht am Ende des Roman, als dieser auf seinen Klimax zusteuert. Der Bodensee spielt, wenn überhaupt eine Nebenrolle - wird benutzt für abenteuerlich Ausflüge (an einem Tag von Meersburg, nach Schaffhause, über St. Gallen auf den Säntis - welch Ortskundiger würde solch eine Ochsentour an einem Tag auf sich nehmen?) und so verpufft das Potential einer der wohl schönsten Urlaubsregionen Deutschlands.

Schade, denn Idee und Schauplatz hätten durchaus die Chance auf einen richtig schönen, erzählerisch dichten und romantischen Roman geboten. So bleibt das Buch ein Frauenbuch unter vielen.