Mehr davon!

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nahadriel Avatar

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 Vor dem Lesen der Probe war ich durchaus skeptisch, da ich es eigentlich nicht mit Liebesgeschichten romantischer Natur habe.

Gottseidank jedoch findet sich hier keine Romantik, eher eine realistische Darstellung von Liebesbeziehungen.

Lionel Shrivers Stil ist rasch und eloquent. Er schafft es ein lebendiges Diorama mit spitzen, präsizen Federstrichen zu zeichnen. Dabei hat er den Mut sich mit unkomplizierter, leicht zugängliche Authentizität gegen die Erwartungen des Lesers zu stellen, ohne dabei gekünstelt zu wirken. Deutlich wird das Talent des Autors zum Beispiel in der Darstellung des sich einschleichenden Alltags/des Verlustes der Libido in langjährigen Beziehungen (anhand der Veränderung des Küssens).

Die Charaktere der Handlung sind bereits bevor sie eingeführt wurden wie selbstverständlich im Hintergrund präsent; tauchen sie dann auf, werden sie nicht lange eingeführt, sondern wirken auf angenehme Weise vertraut und bekannt. Es erfolgen keine dezidierten Beschreibungen von Wesen oder Erscheinung; Merkmale werden quasi nebenbei eingeführt, wenn sie im Gespräch dem Fortkommen dienen, womit sich der Leser identifizieren kann, da es so auch im realen Leben geschehen würde.

Die Handlung selbst steigt in medias res ein. Erstaunlich und positiv ist, daß zwar auf diesen ersten Seiten nach außen nicht viel passiert, aber Gespräche und Innensichten der Personen erzeugen eine ungeheure Dichte. Die auf dem Klappentext angekündigte was-wäre-wenn-Konstruktion ist eine andere, interessante Sichtweise auf eine Dreiecksbeziehung in der Literatur und macht nach diesem ersten Eindruck unbedingt Lust auf mehr und erzeugt gespannt erwartungsvolle Vorfreude auf das Buch.