Liebe und die große Frage Was wäre, wenn ....

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Irina McGovern ist gebürtige Russin. Und Kinderbuchautorin mit viel Talent. Und begeisterte Hobbyköchin. Und sie liebt Ramsey. Und sie liebt Lawrence. Aber beide unterschiedlich. Oder ist sie gar nicht verliebt? Oder was wäre, wenn Lawrence oder Ramsey jeweils ganz alleine für Irina leben würden oder Irina wüsste, wie sich ihr Leben mit einem anderen Menschen anders entwickeln würde?

Hört sich furchtbar kompliziert, muss aber nicht unbedingt sein, wie Lionel Shriver in ihrem Roman _Liebespaarungen_ beweist. Ausgangspunkt für ihren Roman ist die Protagonistin Irina McGovern, die dem attraktiven Ramsey während eines Essens im Sushi-Restaurant näherkommt, während sich ihr Gatte Lawrence auf Geschäftsreise befindet. Von dieser inneren Zwiespältigkeit Irinas heraus entwickelt die Autorin zwei parallele Lebenswege für Irina, die sich im einen Fall für den attraktiven Ramsey, im anderen Fall für ihren etwas unaufmerksamen Partner Lawrence entscheidet. Von diesem Treffen mit Ramsey aus lässt sie die Heldin eine ereignisreiche Reise antreten, an deren Ende sie so oder so verändert sein wird, egal wie sie sich entscheidet.

Im Allgemeinen und hier im Speziellen bin ich nicht der große Liebesroman-Fan und ich hatte deshalb einige Schwierigkeiten mit dem Thema des Buches, doch ich kam allmählich in den Leserhythmus und muss gestehen, dass ich dass Buch doch nicht so schlecht fand, wie der Buchausschnitt vermuten ließ.

Was Positiv vermerkt werden muss, ist die Tatsache, dass man die Charaktere nicht gleich wieder vergisst, da sie alle ihre eigenen Besonderheiten sowie Vor- und Nachteile haben. So entpuppt sich der attraktive Ramsey nicht als der Über-Gentleman und Frauenversteher, den sich Irina zu Beginn ausmalt und auch Lawrence zeigt sich als etwas anders als zu Beginn vermutet. So sind die Sympathieanteile für die verschiedenen Charaktere nicht das ganze Buch über stets gleich verteilt, sondern man identifiziert sich mal mehr und mal weniger mit den Protagonisten.

Auch die Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge gelingt der Autorin sehr gut. So musste ich mehrmals schmunzeln, da die Autorin dazu neigte, Geschehnisse aus einem Erzählstrang in den anderen Erzählstrang zu importieren, wobei sie diese dann in einen anderen Kontext bettete. So merkte man beim Lesen dann immer: _Das kommt mir doch bekannt vor!_ Wenn die Szene sich doch jetzt anders darstellte führte dies bei mir oftmals zu unwillkürlichem Schmunzeln.

Allerdings gibt es natürlich auch negative Punkte am Buch: Mir persönlich war Irina McGovern zu unsympathisch, da sie nur auf ihr persönliches Glück bedacht ist und für mich sehr oberflächlich wirkt, als Äquivalent nannte ich schon in meiner Buchausschnitt-Lektüre eine Art Carrie Bradshaw aus _Sex and the City_. Trotz dieser Offensichtlichkeit neigt die Autorin bzw. ihre Protagonistin zu abschweifenden Gedankengängen, was bei mir dazu führte, dass ich manche Passagen über- bzw. mehrmals las oder mich dabei ertappte, dass meine Gedanken über die Lektüre abschweiften.

Insgesamt kann ich über das Buch aussagen, das mir das Sujet Liebe und _Was wäre wenn_ nicht unbedingt zusagte, dass die Autorin aber ihre Aufgabe gut gemeistert hat. Die Charaktere sind interessant und die unterschiedlichen Erzählstränge untereinander gut verknüpft. Eine  Lektüre mit einer interessanten Grundidee!