Wenn Liebe Grenzen überschreitet

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frechdachs_aus_dem_blätterwald Avatar

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Cordt Schnibbens aktueller Ostwest-LSD-Beatclub-Roman "Lila Eule" kommt bereits vom äußeren Erscheinungsbild bunt und vor allem laut daher.

Mich machte ehrlich gesagt die Szenerie rund um die Wendezeit anno 1989 mit dem Fall des antifaschistischen Schutzwalls sehr neugierig.

Angeteasert wird Schnibbens Werk als deutsch-deutsche Liebesgeschichte und skurriler Agententhriller. Am ehesten trifft es vielleicht, dass dieser Roman auch ein autobiographisches Werk sein könnte, wenn man die Vita vom Autor selbst berücksichtigt.

Meine persönlichen Erwartungen an den Roman waren insbesondere diese, dass man die damaligen Vibes spüren kann und auch mit den unterschiedlichen Handelnden klar kommt.

Der Spagat zwischen der im Buch abgehandelten grenzübergeifenden Liebesgeschichte und dem Agententhriller ist für mich deutlich zu groß gewählt. Schnibben konnte mich persönlich weder bei der Liebesgeschichte richtig abholen noch hatte ich intensive Agententhriller-Vibes gespürt.

Trotz, dass man vom Hauptcharakter Carl ziemlich viele Facetten erfährt bleibt er für mich allerdings bis ganz Schluss ein Buch mit sieben Siegeln. Wenig greif- und auch überwiegend leider wenig nachvollziehbar. Mir war sein Wirken irgendwie auch über große Teile der Story leider schlichtweg egal.

Ein wirklich mitreißender Roman steht und fällt für mich dann eben mit diesen starken Charakteren, mit denen man sich identifizieren kann. Dies fehlte mir hier leider komplett.

Auch die andauernden Zeitsprünge im Plot zwischen den 70er Jahren und der Wendezeit wurden mir dann auch mit der zunehmenden Länge der Story einfach zu viel. Die Vibes des Umbruchs anno 1989 habe ich leider überhaupt nicht richtig gespürt und genau darauf hatte ich eigentlich gewartet.

Hier wäre dann vielleicht eher weniger auch wirklich mehr gewesen. Der Roman kommt eher unkonventionell und manchmal auch sehr rotzig rüber. Eben wie das kunterbunte Cover bereits vermuten lässt. Mitunter wähnte ich mich beim Lesen auf einem LSD-Trip, bei dem man sich fragt wohin die Reise überhaupt geht. Eine rote bzw. lila Linie habe ich persönlich leider nie so richtig ausmachen können.

Schnibben präsentiert hier zwar echt ein buntes Potpourri an Eindrücken der damaligen Zeit, die sich für mich allerdings nie zu einem homogenen Bild zusammensetzen ließen.