Ein von Trauer und Wut erfülltes feministisches Porträt einer Frau, die Opfer der Brutalität des Patriacharts wurde

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annnna97 Avatar

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"Und während wir uns durch die Schatten der Tage schleppten, vermehrten sich die getöteten Frauen. Immer mehr Frauen wurden von der Welle der Gewalt mitgerissen, junge wie alte, aus Arbeiterhaushalten wie aus wohlhabenden. Ihre Körper waren nichts als eine Randnotiz der tödlichen Rechnung des Staates (...)"

"Lilianas unvergänglicher Sommer" ist der Erinnerung der ermordeten Schwester der Autorin gewidmet und prangert gleichzeitig die patriarchalen Strukturen an, die Gewalt gegen Frauen ermöglichen und gleichzeitig totschweigen.
In dem Roman begleiten wir Liliana Rivera Garza beim Aufwachsen und erhalten ein umfangreiches und intimes Bild ihres Lebens und Wesens durch eine Mischung von Tagebucheinträgen, Briefen, Fotos sowie Erzählungen der Erinnerungen von Freunden und Familie bis zu dem Punkt, wo sie 1990 von ihrem Ex-Partner ermordet wird. Wir erfahren, wie ihre Familie und Freunde mit dem Tod umgehen, sowie von den Schwierigkeiten mit der Justiz Mexikos. Cristina RIvera Garza hat es mit diesem Buch geschafft, dass ihre kleine Schwester nicht in Vergessenheit geraten wird und mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Femizide und generell Gewalt gegen Frauen gelenkt. Der Fokus des Buches liegt auf dem Opfer und dem Leben, das ihr viel zu früh genommen wurde.

Das Buch ist sehr ergreifend und emotional und ich habe mehrere Tränen vergossen. Gleichzeitig ist es sehr schön und poetisch geschrieben und glänzt durch eine tolle Übersetzung, die es geschafft hat, dies ins Deutsche zu übertragen.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war, dass man sehr viel über die Anzeichen von häuslicher Gewalt und gefährlichen Beziehungen lernt, über die Gründe, wie Frauen in solche Beziehungen geraten und wieso es so schwierig ist da heraus zu kommen.

"Der einzige Unterschied zwischen meiner Schwester und mir ist, dass ich nie einem Mörder über den Weg gelaufen bin. Das ist der einzige Unterschied zwischen ihr und dir."

Ich bin mir sicher, dass dieses Buch mich noch lange begleiten wird.
Ich finde tatsächlich, dass jeder dieses Buch lesen sollte, besonders junge Frauen. Es ist allerdings wirklich keine leichte Kost und nichts für schwache Nerven. Ein wirklich wichtiges feministisches Manifest für Lateinamerika und die Welt. "Keine mehr!"