Berlin wie es tanzt
Es ist Ende der 1920er Jahre - das goldene dieser Zeit verblasst langsam und die Vorahnung von schweren, dunklen Zeiten ist bereits zu spüren. In Berlin pulsiert das Leben und die heißen Rhythmen des Jazz halten Einzug in die Tanzlokale und man tanzt Charleston. Mittendrin die 8 jungen Tänzerinnen um die Tanzlehrerin Wally Kaluza. Alle haben den Traum, mit ihrer Tanzrevue in den ganz großen Revuetheatern dieser Stadt auftreten zu können. Dafür trainieren sie hart, aber natürlich gibt es auch ein Leben neben dem Tanztraining und das ist oft nicht einfach für die jungen Frauen, die versuchen, sich nicht von den Männern bevormunden zu lassen. Es wird also viel getanzt, geraucht, geliebt und auch geweint. Anne Stern entführt uns mit den Lindy Girls in eine aufregende Zeit, die vielleicht aufgrund ihrer Lage zwischen zwei Weltkriegen oft zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Sie zeigt aber auch auf, wie schwierig auch diese Zeit für viele der einfachen Leute war und wie schnell das Schicksal ganz böse zuschlagen kann. Der Roman glitzert aber auch, wie die Schrift auf dem Cover und es macht Spass, die Mädchen auf ihrem Weg zum Tanzerfolg zu begleiten. Es kommen recht viele verschiedene Personen vor und manchmal muss man ein bisschen überlegen, wer wer ist - aber es sortiert sich doch dann recht schnell. Richtige Schurken fehlen, dafür muss aber auch keine schnulzige Liebesgeschichte noch mit herhalten - wie immer bei Anne Stern: die Mischung stimmt und so transportiert mit ihren Figuren gut den Geist der Zeit. Eine Leseempfehlung gerade jetzt in der Weihnachtszeit, weil alles glitzert und glänzt.