Lasst es KRACHen!

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sissidack Avatar

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Monatg Morgen. Wieso muss so eine Woche eigentlich mit einem Montag anfangen? Nett wäre ein Mittwoch, Freitag oder am besten gleich ein Samstag! Samstag, Sonntag, Samstag, Sonntag - ein Traum für die arbeitende Bevölkerung. Naja, was die Wirtschaft dazu sagt, dass sehen wir dann mal an einem Montag oder so. Ach ja, den gibt’s ja nicht mehr. Auch gut!

„Krach“ alias Oliver Krachowitzer leidet, wie viele andere Menschen an dem „Montag ist ein Sch…Tag, Montag Morgen sollte dringend abgeschafft werden“-Syndrom. Schon in der Nacht vom Sonntag zum Montag plagen ihn furchtbare Alpträume, deren Sinn darin besteht, ihm schon mal einen Vorgeschmack auf seine ach so geliebte Arbeitsstelle und seine beiden noch geliebteren beiden Chefs zu geben. Genau die beiden sind der Grund dafür, dass in Krachs Albträumen immer alles im Doppelpack auftaucht. Doppeltes Übel - wie toll!

Unausgeruht wie man nach einem Albtraum nunmal erwacht, macht sich Oliver nun also Montag für Montag auf den Weg zu seinem Job als Radiowerbesprecher. Sinnlose Texte und noch sinnlosere Kommentare seiner Chefs gilt es nun zu ertragen. Aber zuvor passiert ihm auf dem Weg zur Arbeit prinzipiell ein Missgeschick. Irgendein Trottel läuft montags immer auf der Straße rum. An einem schicksalhaften Montag ist es eine Trottelin: eine komplett nichtsnutzige Bürotrine - wie sie Krach eben mal nennt. Ein kurzer Wortwechsel und beide gegen ihrer Wege. Erst später bemerkt Krach, dass er sich mal eben so Hals über Kopf in die komplett nichtsnutzige Bürotrine verliebt hat. Dumm nur, dass er weder ihren Namen weiß noch sonst etwas über sie.

Aber wozu hat man denn Träume?! Ein Mädchen mit Zöpfen, dass die Zöpfe gar nicht haben will - HÄ? Was soll das denn nun bedeuten? Das Unterbewusstsein ist auch nicht mehr das, was es mal war! Letzte Möglichkeit: Anton - ein sechsjähriger Junge mit dem sich Krach jeden Dienstag Nachmittag in einem Kaffee trifft, weil ihn sein Vater Gero dort absetzt um zur Arbeit zu gehen und seine Mutter ihn erst später abholen kommen kann, weil sie noch arbeitet. Also leistet Krach Anton Gesellschaft oder andersrum, wie man es eben nimmt. Und das tolle an so einem kleinen Jungen ist, dass man ihm einfach alles erzählen kann, auch, dass man sich grade in eine Frau verliebt hat, die man gar nicht kennt und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie wieder sehen wird. Noch besser an einem kleinen Jungen ist, dass man in dem Alter die Dinge noch viel einfacher sieht - also nichts wie ran an die Ausführung der Tipps, die klein Anton in Sachen Liebe und Frauen - in seinem Fall natürlich Mädchen - zu geben hat. Die Ausführung dieser Tipps gestaltet sich zwar etwas schwierig, aber immerhin kommt es zu weiteren Treffen zwischen Krach und der komplett nichtsnutzigen Bürotrine vom Montag Morgen. Ein Internet-Cafe ist doch ein feiner Ort für tiefgründige Gespräche, nun ja , wenn es überhaupt zu einem solchen Gespräch kommt. Krach stottert sich was zusammen und die Bürotrine ist wieder weg. Ganz toll gelaufen - weiter so Krach!

Immerhin ist das Unterbewusstsein nun zur Kooperation mit dem rationalen Denken bereit. Die komplett nichtsnutzige Bürotrine ist Lena, eine frühere Mitschülerin von Krach und der Traum mit den ungewollten Zöpfen kommt daher, dass Lena in einer Faust-Aufführung, an der auch Krach mitwirkte, das Gretchen spielte. Und das Lena-Gretchen wollte keine Zöpfe haben, wie sie das Original-Gretchen nunmal zu haben hat. Hervorragende Denkleistung - da kann man sich doch mal selbst auf die Schulter klopfen.

Nach und nach kommt Krach Lena näher, auf Umwegen über Mitbewohnerin und einen Internet-Cafe-Informatik-Junkie zwar, aber immerhin. Schließlich wäscht Lena bei Krach ihre Wäsche, da ihre eigene Maschine kaputt ist. Und wie es nun mal so ist, wenn man darauf wartet, dass Waschmaschine und Trockner ihre Arbeit tun, kommt man ins Reden. Lena hat Probleme mit ihrem Ex-Mann - von ihr GAAZ ( **g** rößter **A** rsch **a** ller **Z** eiten) genannt - der ihr das Sorgerecht für ihren Sohn  "Bommi" streitig machen will. Lena ist deshalb total durch den Wind und schlägt deshalb sogar Krachs Angebot aus, in einer Faust 2.0 Version, die seine beiden Chefs ausgeheckt haben, das Gretchen zu spielen. Egal, die ganze Sache wird sowieso ein Reinfall. Faust auf bayrisch - der Sponsor, eine Bierbrauerei will ja auch präsent sein - mit einem Bossa-Nova-Gitarristen, um auch musikalisch voll daneben zu liegen und schließlich einem „Ausfall“ des Internets, über das die Aufführung übertragen wurde. Der „Ausfall“ war am Ende kein Ausfall, sondern von dritter Seite geplant und und erfolgreich ausgeführt, aber das ändert nichts an dem ansonsten absoluten und vollständigen Fehlgriff, der mit der Faust 2.0 Version getan wurde.

Aber da war doch noch Lenas Sorgerechtsstreit! Krach will helfen, aber wie? Nur gut, dass es auch mal glückliche Zufälle gibt - natürlich nicht an Montagen! Antons Papa Gero, der sich, wenn er  mal mit Krach beim Abliefern von Anton im Cafe zusammentraf, stets abfällig über seine Ex-Frau geäußert hat, die ihren Sohn vernachlässigt und auch sonst absolut nichts auf die Reihe kriegt, ist Lenas Ex-Mann. - der GAAZ. Schlussfolgerung: Lenas „Bommi“ ist Geros „Anton“. Aha! Und Gero bringt seinen Sohn gar nichts ins Cafe, weil er zur Arbeit muss, sondern um Lena unter Druck zu setzen und ihr ein schlechtes Gewissen einzureden. Während Anton und Krach im Cafe sitzen und über Krachs Beziehungsprobleme mit Lena, deren Name natürlich nie gefallen ist, reden, sitzt Gero eine Straße weiter im Cafe und lässt es sich gutgehen. Und so einer will Schmutzwäsche seiner Ex-Frau sammeln um das alleinige Sorgerecht zu kriegen! Nicht mit Krach! Nichts wie hin, Gero bei Lena verpetzt, Anwalt als Zeuge dazugeholt, alleiniges Sorgerecht für Lena kassiert. Erfolgreicher Tag! War natürlich kein Montag, aber Moment, die Montage sind inzwischen auch nicht mehr so schlimm. Die Albträume bleiben aus, Krach sagt zu absolut dämlichen Werbespots auch mal „NEIN!“ und die Welt ist, auch für Anton, dem Krach versprochen hat, seine Mutter nicht mehr auf der Straße zu küssen, wenn Anton dabei ist, in Ordnung.

 

Ein toller Roman! Bislang ist mir kein Buch untergekommen, bei dessen Lektüre ich mal lachen musste - nun habe ich eins gefunden.

So verpeilt und teilweise absolut konfus Krach auch sein mag, am Ende hat er sein Leben doch voll im Griff. Hochs und Tiefs haben wir alle, bei Krach ist auch das gesunde Mittel nicht ganz gesund, aber Durchschnitt sein kann schließlich jeder! Und dass KRach irgendwie anders ist, war mir schon nach den ersten Seiten des Buches glasklar. Und schließlich gibt es ja noch Frauen, die einem an völlig unpassenden Tagen mitten ins Leben - oder im Fall von Lena: auf den Fuß - treten und alles auf den Kopf stellen bzw. das schon vorher auf dem Kopf stehende Leben endlich mal auf die Füße stellen. Man muss die Dinge ja auch mal im Großen und Ganzen sehen.

Gekonnt fand ich die Dialoge mit Robert Rodeo. Adjektive, die eigentlich schon eher die Bezeichnung „Wortungetüm“ verdienen so zusammenzufügen, dass noch ein halbwegs sinnvoller Satz dabei herauskommt - unter umgekehrten Vorzeichen natürlich - ist schon eine Kunst für sich.

Wirklich ein tolles Buch! Zwar vom Inhalt, Schreibstil und der Problematik nichts, was einem beim Lesen völlige Aufmerksamkeit abverlangt - abgesehen von den Sätzen mit den wortungetümlichen Adjektiven - aber ein sehr erheiterndes Buch! Ein absoluter Lesetipp für all diejenigen, denen am Montag Morgen auch schon mal eine komplett nichtsnutzige Bürotrinen auf den Fuß getreten ist bzw. für diejenigen, die aus Erfahrung schon absehen können, dass dies früher oder später mal passieren wird!