Gläserner Mensch ohne Bargeld

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Bargeld wird aktuell noch genau so heftig verteidigt wie der Verzicht auf ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Ob sich das bald ändern wird, das mit dem Bargeld, nicht mit dem Tempolimit, wird sich zeigen. In Skandinavien ist die Planung des Bargeldverbots bereits weit fortgeschritten. Bargeldverbot ist vielerorts keine Utopie oder Dystopie mehr, sondern ein konkretes Vorhaben, das auf seine Umsetzung wartet.

In Herbert Genzmers Liquid dreht sich alles ums bargeldlose Bezahlen und um Naturkatastrophen, die dazu genutzt werden, die Personen in der Bevölkerung auszusortieren, um die Opposition auszudünnen. Erschienen ist das Buch 2022 bei Solibro. Der Autor mischt gekonnt bereits bekannte Ideen und Verschwörungstheorien und verschiebt es ins Jahr 2029 in eine sehr nahe Zukunft.

Insgesamt werden in dem Buch zwei Hauptfiguren und einige Nebenfiguren in den Fokus genommen. Die beiden Hauptfiguren sind die Deutsche Madeleine Alberti, eine Wissenschaftlerin, die bei einem Bewässerungsprojekt mitarbeitet und dabei nicht unwesentlich daran mitwirkt, den Chip zu entwickeln, der das Bargeld schlussendlich ersetzen soll. Ihr Verbündeter ist ebenfalls ein Deutscher, Richard Weigelt, ein Streiter für Bargeld, der den Politikern und Konzernen ein Dorn im Auge ist, sich aber als guter Verbündeter und ausgefuchster Mensch entpuppt. Daneben haben wir noch einen mexikanischen Drogenboss, der natürlich auf Bargeld angewiesen ist und einen deutschen Söldner, der auf Seiten der Regierung und der Konzerne Aufträge ausführt. Eine explosive Mischung. Nicht vergessen werden darf der kurze Auftritt von Stefan Raab, der sich ganz dem Thema bargeldloses Bezahlen widmet und für einen kurzen Moment, genau wie es gewollt ist, von dem ernsten Thema ablenkt.

Sehr gute beschrieben und sich entwickelnde Protagonisten und Antagonisten, ein toller Hintergrund und viele realistische Ideen und passende Verschwörungstheorien machen das Buch bereits zu einem guten Buch. Der Schritt zum sehr guten Buch gelingt durch das Schreibtalent des Autors. Sprachlich ist das Buch absolut gelungen und an vielen Stellen entstehen Bilder vor dem Auge des Lesenden. Insbesondere natürlich aber nicht nur dann, wenn wir in Deutschland bekannte Orte als Ort der Handlung haben. Der Spannungsbogen ist ebenfalls absolut gelungen und an vielen Stellen kann und will man das Buch einfach nicht weglegen. Normalerweise verliere ich nie ein Wort über das Cover, denn man soll ein Buch nie nach dem Einband beurteilen, hier mache ich aber eine Ausnahme, denn das Cover gefällt mir wirklich außerordentlich gut. Ich mag Skylines und die Verknüpfung mit der Spritze finde ich absolut gelungen.

Fazit: Liquid ist ein rundum gelungener Thriller. Frische und runde Protagonisten und Antagonisten, tolle Nebenfiguren, ein spannendes Themenkonstrukt, tolle Schauplätze und ein überragender Schreibstil, der keine Wünsche offen lässt. Wem das nicht genügt, dem ist nicht mehr zu helfen. Meine Empfehlung: In einem Buchladen mit Bargeld kaufen, jetzt!