Gute Idee!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mike nelson Avatar

Von

In Zeiten von Krisen kann man die (lesenden) Menschen in zwei Gruppen aufteilen: Die eine Gruppe liebt Dystopien - die andere hingegen sehnt sich nach dem Schönen und Guten. Ich gehöre zu der ersten Gruppe und fand die Idee, der sich Herbert Genzmer in seinem Thriller 'Liquid' gewidmet hat ausgezeichnet. Habe mich richtig auf ein Gänsehaut-Lesevergnügen eingestellt, zumal Ort und Zeit der Handlung naheliegend angesiedelt sind: Deutschland im Jahre 2029 - inzwischen nicht mehr ganz so demokratisch aufgestellt. Die Forschungsarbeiten der Biochemikerin Madeleine Alberti werden missbraucht, um Chips herzustellen, die den bargeldlosen Geldverkehr ermöglichen und als 'liquid' in die Blutbahnen injiziert werden... nur dass damit auch sämtliche Lebensvollzüge der Menschen kontrolliert werden können, das soll der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Grundidee: Die korrupte und machthungrige Politik nutz die Krise (Hochwasserkatastrophe), um die Umgestaltung des Systems unbemerkt voranzubringen. Wie der Autor die Manipulation der Bevölkerung beschreibt ist schon erschreckend, aber gleichzeitig auch ein wenig unrealistisch; da wird der aus dem Leim gegangene Stefan Raab ausgegraben, um auf einem Marktplatz das Bargeld schlecht zu machen, welches zwar nicht 'stinkt', aber eine totale Virenschleuder ist, vor der man sich schützen muss; da hält Maybrit Illner ein flammendes Plädoyer dafür, sich den Impfstoff einverleiben zulassen, wegen der Seuchengefahr nach der Hochwasserkatastrophe und gegen das verkeimte Bargeld, was ja abgeschafft werden soll... und Innenministerin ist inzwischen Beatrix von Storch, weshalb wohl die (im Buch nicht erwähnte) AfD die Regierung stellt... Und weil Madeleine Alberti das alles aufgedeckt hat und in Kooperation mit einem Gegner der Bargeldabschaffung (die beiden verlieben sich) die Bevölkerung warnen will, wird die Gemeinschaft der Guten natürlich von den Bösen gejagt und flüchten mit einem Schlauchboot auf den überfluteten Gewässern aus Frankfurt zunächst in Richtung Nordwesten der Republik... und die Story endet genau mit dieser Flucht, was einen zweiten Teil möglich macht. Mein Resümee: Tolle Idee, gut angelegt... nur lassen einige Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten schlussendlich die aufgebaute Spannung verblassen. Gleichwohl: Unterhaltsam!