Interessante Thematik leider mit einigen Längen

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isabellepf Avatar

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"Liquid" von Herbert Genzmer, ist ein auf dystopischen Szenrien aufgebauter Roman, über Bargeldabschaffung, Politik und Macht.

Es ist das Jahr 2029, in dem die Biochemikerin Madeleine Alberti in einer künstlich angelegten Agrarstadt mitten in der Wüste New Mexikos, bei einem Bewässerungsprojekt mitwirkt. Es stellt sich jedoch heraus, das an diesem Ort mit neuartigen bargeldlosen Zahlungsmethoden experimentiert wird. Mexikanischen Arbeitern werden liquide Chips iniziert, die als Kredit und Informationsträger dienen. Doch als Madeleine die wahren Hingergründe ihrer Organisation bewusst werden, kontaktiert sie den hochrangigen Geschäftsführer Richard Weigelt, der für eine Initivative gegen das sich anbahnende Bargeldverbot tätig ist und lässt ihm heimlich ihre gesammelten Informationen zukommen. Ihre Kommunikation fliegt jedoch auf, sodass Alberti aus den USA fliehen muss und nur mit der Hilfe eines mexikanischen Drogenchefs über Mexiko zurück nach Deutschland gelangt. Zu der Zeit bahnt sich jedoch in Deutschland eine folgenreiche Hochwasserkatastrophe an. Für Alberti beginnt ein Rennen gegen die Politik und Zeit.

Es handelt sich bei dem Roman um eine Dystopie, mit der Thematik Bargeldabschaffung, politische Machenschaften und Flucht. Für mich ist der bargeldlose Zahlungsverkehr ein Thema das ich unheimlich interessant und faszinierend finde, sodass ich mich schon sehr auf den Thriller von Herbert Genzmer gefreut habe. Allerdings stelle ich mir unter einem Thriller weitaus mehr vor und würde ihn eher als Roman mit leichten Thrillerzügen bezeichnen.

Obgleich die Planung des Bargeldverbots bereits weit fortgeschritten und in einigen Länder keine Utopie mehr ist, stimmen die im Roman beschriebenen Szenarien nachdecklich. Eine herbeigeführte Naturkatastrophe kommt der Regierung gerade recht, sodass sie ihr Experimente und Chipeinpflanzung am Menschen durchführen können. Ich hoffe und bete für die Menschheit das sie nicht so arglos wie im Roman die machenschaften der Regierung hinnehmen sondern auch mal etwas hinterfragen.

Mit einem einnehmend und spannenden Einstieg nimmt die Geschichte ihren Anfang, verliert jedoch zunehmen an Spannung. Herbeigeführt durch einige Ortswechsel und Sprünge, sodass es mir Stellenweise schwer gefallen ist, eine Verbindung der Handlungsstränge zu finden und nicht auch noch den Faden beim lesen zu verlieren. Auch Madeleines Flucht war mir zu unspektakulär und blass beschrieben. Die Charaktere sind zwar allesamt eher oberflächlich dargesetellt, das aber für mich nicht sonderlich schlimm sondern dem ganzen einen geheimnisvollen Touch verliehen hat. Eher unpassend und wenig authentsich empfand ich die aufkeimende Romanze der Protagonisten. Auch das eher offene Ende war für mich nicht richtig schlüssig, mit einfach zuvielen offenen Fragen. Sicherlich kann und darf man als Leser bei einem offenen Ende selbst entscheiden wie es aus und weitergeht, aber ich hatte auch das Gefühl das die Thematik durchaus mehr kapazität bietet und nicht durch ein solches Ende abgespeist werden sollte.

Der Schreibstil liest sich hingegen recht angenehm und fliessend.

Für mich ein anfangs spannend, im mittelteil eher mässig und gegen Ende hin nochmals unterhaltsamer Roman, mit einer interessanten Thematik und Kapazität nach oben.