Interessantes Thema, mangelhafte Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
cynthiam Avatar

Von

Ich bekenne mich ja dazu, Coverkäufer zu sein. Wenn das Cover schön ist, kommt das Buch mit nach hause, auch wenn der Klappentext mich nicht völlig überzeugt. Ich finde das Cover stilistisch einfach großartig. und das nicht nur, weil ich aus dem Pharmabereich komme. Aber auch der Klappentext macht absolut neugierig und verspricht ein hochaktuelles und spannendes Thema. Und das Thema haut mich auch echt aus den Socken, wenn ich nicht die ganze zeit das Gefühl gehabt hätte, der Autor schreibt eigentlich am Thema vorbei.

Zum Inhalt: Madeleine Alberti ist Wissenschaftlerin und forscht in einer nicht kartografierten Stadt in der Wüste New Mexicos an der Verbesserung von Pflanzen. Denkt sie zumindest. Bis es ihr gelingt flüssige Chips zu entwickeln, die mit dem Wirt maximal interagieren und Daten über ihn sammeln. Als immer mehr ihrer Arbeiter aufgrund schlecht implantierter Chips erkranken oder sich beklagen, weil sie dadurch eingeschränkt werden, erkennte Madeleine ihren Fehler. Und das Gefahrenpotential ihrer Arbeit. Es beginnt eine Jagd um dieses Wissen, das ganze Systeme zu Fall bringen kann.

Bargeldloses Bezahlen und alternative Bezahlungsmethoden sind als wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen hochaktuell, zusätzlich befeuert durch die Pandemie. Ich trage schon seit Jahren kaum mehr Bargeld mit mir herum, wenn ich welches habe, ist es eher Zufall. Das hier skizzierte Szenario geht aber noch viel weiter und schafft einen gläsernen Menschen, der maximal kontrollierbar ist- ein Horrorszenario, das nach Sci-Fi klingt, aber erschreckend nah ist.

Ich wünschte das Buch hätte den Fokus mehr auf dieses Thema gelegt, denn für mich kam das Thema Chips, transparenter Mensch und dessen Folgen, einfach inhaltlich viel zu kurz. Ich habe mich durch die erste Hälfte des Buches fast schon durchquälen müssen, bis es in meinen Augen endlich mal halbwegs spannend wurde. Stattdessen wurde Madeleines Flucht aus New Mexico künstlich in die Länge gezogen, immer wieder unterbrochen durch Episoden aus Politik und Wirtschaft, die für mich aber eher zusammenhangslos eingestreut waren und den Lesefluss gestört haben.

Ich bin mit dem Buch und seiner Protagonistin einfach nicht warm geworden. Madeleine ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben und als sich in dieser absoluten Ausnahmesituation auch noch eine Liebesgeschichte anbahnte, war ich raus. Das war mir einfach zu unglaubwürdig.

Beim Ende des Buches bin ich unschlüssig, ob ich es gut oder völlig katastrophal finde, man kann beide Ansichtsweisen sicherlich argumentieren, ich bin aber einfach unentschlossen.
Für mich war das Buch einfach nicht, was ich von Cover und der Kurzbeschreibung erwartet hatte und las sich daher sehr zäh und schleppend. Die Story konnte mich leider überhaupt nicht packen.