Luft nach oben

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Rezension: Liquid

Das Buch „Liquid“ von Herbert Genzmer erschien im März 2022 im Solibro Verlag. Die digitale Version des Buches umfasst 352 Seiten.

Madeleine Alberti arbeitet als Biochemikerin in dem kleinen Ort Esperanza nahe der mexikanischen Grenze in einem Bewässerungsprojekt mit. Eines Tages bemerkt sie, dass in der Stadt etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Teile ihrer Forschungergebnisse werden zu Überwachungszwecken ihrer Angestellten verwendet. Diesen werden nämlich Chips implantiert , die ihnen als Zahlungsmittel beim Einkaufen dienen, die jedoch auch ihre vitalen Werte komplett überwachen und ihren Konsum einschränken, da es ihnen nun beispielsweise nicht mehr möglich ist, Ungesundes zu kaufen. Als Madeleine das erfährt, nimmt sie Kontakt mit dem deutschen Aktivisten Wiegelt auf, der gegen die Bargeldabschaffung ist, und lässt ihm alle ihre Informationen zukommen. Alsbald fängt sie auch damit an ihre Flucht zu planen.
Das Buch scheint überwiegend darauf abzuzielen den Leser aufzuklären. Es beleuchtet viele unterschiedliche Aspekte der Bargeldabschaffung und ihrer Folgen. Hier ist zum Beispiel die Rede von Bargeld als Seuchenüberträger und andererseits als Mittel der Unabhängigkeit. Genzmer zeigt uns im Buch immer wieder vor Augen, wie naiv wir den Fortschritt herbeisehnen, ohne jedoch die andere Seite der Silbermedaille zu betrachten: die vollkommene Überwachung durch unwillkommene Drittpersonen.
Das alles wird in der Hauptstory verpackt. Die Zukunft, wie sie hier ausgemalt wird, basiert auf hautnahen Ereignissen der Gegenwart und Vergangenheit.
Da hätten wir beispielsweise die Extremwetterereignisse, welche in dieser Zukunftsprognose drastisch zugenommen haben.
Diese ganzen Hintergrundinformationen bringt Genzmer dem Leser ganz geschickt durch Unterhaltungen und Vorträge der Figuren nahe.
Teils werden dazu aber auch Nebengeschichten anderer Personengruppen verwendet. Diese scheinen mir als Leser jedoch ziemlich irrelevant und lenken nur von der Haupthandlung ab. Ich muss auch leider sagen, dass ich an manchen Stellen mit der Ausdrucksweise unzufrieden bin. Dialoge und Monologe werden teils übertrieben in die Länge gezogen. Vor allem die Protagonistin Alberti redet an manchen Stellen für meinen Geschmack viel um den heißen Brei herum, beispielsweise bei ihrem Anruf S.30 ff. Das hätte man kompakter verpacken können. Des Weiteren kann ich die Handlungen der Akteurin nicht immer nachvollziehen. Im Zusammenhang mit ihr und dem Aktivisten Weigelt, den sie nur aus Onlinequellen kennt, scheint mir diese aufopferische Liebesgeschichte, bei der sie Leib und Leben aufs Spiel setzt um zu ihrem Geliebten zu kommen, einfach sehr unrealistisch. Unrealistisch finde ich auch manche Szenarien aus dem Buch, die in Nebenerzählungen aufgegriffen werden. Beispielsweise das Einsetzen alter TV-Lieblinge wie Stefan Raab auf Rummelplätzen, um Propaganda für staatliche Projekte zu machen, indem sie für die Bargeldabschaffung werben.

Ich muss leider gestehen, dass ich nicht sonderlich zufrieden mit dem Buch war. Wiederum kann ich mir vorstellen, dass die einzelnen Geschichtsstränge in den folgenden Bändern zusammenlaufen, sodass die Nebenstorys einen Anschluss zur Hauptstory finden und das Gesamtwerk schlüssiger und abgerundeter wird.