Liselotte, Fräulein Nowak und der Grieche

Berlin. Franz Ferdinand Günther 89 Jahre ist tot. Liselotte Günther 82 Jahre ist sehr verärgert schließlich hat Franz Ferdinand ihr an ihrem 20sten Geburtstag versprochen sie nie alleine zu lassen und jetzt das. Franz Ferdinand war der Sekretär ihres Vaters. Dann kam der Krieg und er wurde eingezogen und Liselotte verlor ihre Eltern. An ihrem 20sten Geburtstag steht Franz Ferdinand sehr gezeichnet vom Krieg vor ihrer Tür. Jetzt fast 60 Jahre später lässt sich mit einem Taxi zu einem Kaffee fahren, bezahlt allerdings den Taxifahrer nicht. Nein, das hat ja schließlich immer Franz Ferdinand gemacht und denkt überhaupt nicht daran. Vor acht Tagen noch probierte er die neue Kaffeemaschine aus und kurz darauf lag er tot auf dem Boden. Liselotte schrie ihn das erste Mal an, kippte ihm Wasser ins Gesicht und letztendlich gab sie ihm sogar eine Ohrfeige. Und jetzt ist sie noch nicht einmal in der Lage sich einen Kaffee zu machen. Verfluchtes Ding. Aber selbst auf die altmodische Weise bekommt sie keinen Kaffee zustande, denn am Ofen fehlen die Knöpfe. Wutschnaubend ruft sie bei KADEWE an um sich zu beschweren. Sie erhält dort die Antwort das die Knöpfe sich auf dem Kochfeld als Sensoren befinden, aber damit ist Liselotte überfordert und lässt diese Antwort auch gar nicht zu. Ein Monteur wird vorbeigeschickt, der ist auch nicht mehr der jüngste. Liselotte und er kennen sich seit er Lehrling war. Geduldig schreibt er die Handhabung des Ofens auf und sagt, dass ihm das auch hätte passieren können. Knöpfe seien eben besser. Alles in allem scheint Liselotte mit der neuen Technik auf dem Kriegsfuß zu stehen. Auch den Flachbildfernseher bekommt sie nicht zum Laufen. Die LP „Liselotte, Fräulein Novak und der Grieche“ von Florian Herb hat mir sehr gut gefallen. Sie ist flüssig und sehr einfühlsam geschrieben. Man hat Mitleid mit Liselotte die mit dem ganzen für sie „neumodischen Kram“ nicht zu recht kommt. Ja irgendwie muss man auch schmunzeln denn wer stand noch nicht fluchen vor irgend einem Gerät was nicht so wollte. Fräulein Novak taucht bisher noch nicht auf, aber sie wird bestimmt zu mindestens in technischen Dingen Liselotte unterstützen können. Und wer weiß vielleicht kann Liselotte auf Grund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung auch Fräulein Novak behilflich sein. Das Cover finde ich schön. Eine Alte Dame geht am Stock spazieren. Auf dem Sofa ruht sich jemand in Turnschuhen aus. Passt gut zu der Geschichte.