WG-Leben mal anders...

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beastybabe Avatar

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Das schon von außen sehr bunt-fröhliche Buch "Liselotte, Fräulein Nowak und der Grieche" von Florian Herb hat mich irgendwie gleich angesprochen. Und auch der Inhalt hat mich nicht enttäuscht.

Zur Geschichte: Liselotte ist 82 und plötzlich stirbt ihr geliebter Mann Franz Ferdinand und lässt sie alleine zurück. Da er sie zeitlebens auf Händen getragen hat, steht Liselotte erst einmal sehr verloren da und hat keine Ahnung von den Dingen des Alltags.
Sie beschließt kurzerhand, sich tatkräftige Hilfe in die Wohnung zu holen und annonciert. So findet Barbara, eine Jura-Studentin den Weg zu Liselotte und die beiden verstehen sich auf Anhieb recht gut. Doch dann tauchen die ersten Probleme auf: das Geld wird knapp und Barbara ist schwanger.
Die beiden resoluten Damen machen sich auf die Suche nach einem weiteren Mitbewohner und treffen auf den Deutsch-Griechen Dimitrios. Kann er ihnen helfen, die Probleme zu lösen oder wird alles nur noch schlimmer?

Meine Meinung:
Zunächst konnte ich mich mit der Protagonistin Liselotte nicht anfreunden: ihre egoistische Art war mir einfach unsympathisch. Doch dann durchlebt sie eine Wandlung und entpuppt ein sanftes Wesen, das man ihr nicht zugetraut hätte.

Barbara erschien mir dagegen gleich von Anfang an sehr nett, genauso wie Dimitrios und ein paar andere gut gezeichnete Charaktere.
An dieser Stelle noch kurz zum Schreibstil: locker, flüssig, ungekünstelt, wirklich toll zu lesen. Man merkt kaum, wie die Seiten so dahinfliegen.

Das WG-Leben und überhaupt das Miteinander der Figuren ist getragen von einem so respekt- und liebvollen Unterton, dass es das Buch wirklich geschafft hat, mir gute Laune zu vermitteln (und das an einem Tag, der nicht besonders gut gelaufen war).
Doch dann zum Ende hin kippt das Ganze leider etwas: es wurde mir zu unrealistisch und schnulzig. Realismus ist in einem Buch, das hauptsächlich unterhalten soll, vielleicht nicht das Wichtigste, aber etwas weniger wäre hier manchmal durchaus mehr gewesen. :)
Der Schluss versöhnte mich dann mit so mancher etwas übertriebenen Szene, obwohl viele Fragen leider offen blieben. Wie es mit der WG weitergeht, überlässt der Autor der Fantasie seiner Leser.

Fazit: Ein im Grundton so liebevolles Buch, das man mit einem Augenzwinkern lesen muss und das viele Lacher garantiert!