Empathisch mit einigen Längen

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aoibheann Avatar

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Healthy Romance – noch nie davon gehört, aber es klang ansprechend genug um einen Versuch zu wagen. Und ich war durchaus positiv überrascht. Saint-Malo ist im Übrigen wirklich so schön wie im Buch beschrieben und ein lohnenswertes Urlaubsziel. Zusammen mit Paris ergibt es ein schönes Setting. Ich mochte es, dass klassische Musik eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt und auch zeigt, dass diese auch modern interpretiert werden kann und dann sogar die sozialen Medien erobern kann. Die angesprochenen Stücke passend stimmungstechnisch wirklich gut dazu,

Mit Clara und Milly hat die Autorin zwei sympathische Figuren geschaffen. Clara ist musikalisch sehr begabt und hat neben ihrem Musikstudium eine durchaus beachtenswerte Karriere in den sozialen Medien gestartet. Gleichzeitig steht Clara unter einem enormen inneren Druck. Die Beziehung zu ihren getrennt lebenden Eltern ist schwierig, die zu ihrer Mutter besonders angespannt. Sie kämpft mit psychischen Belastungen, die ihr soziales Leben stark beeinflussen.
Milly (Emilian... ich möchte an dieser Stelle ein seufz unterbringen...den Spitznamen fand ich so fürchterlich) ist ein zurückhaltender, einfühlsamer und kluger junger Mann. Er erkennt recht schnell, dass Clara hinter ihrer heiteren Fassade eine große Traurigkeit verbirgt. Die Annäherung der beiden aneinander fand ich schön beschrieben. Unsicherheiten, Herzklopfen, Gefühlschaos, Ängste – die ganze Palette an Gefühlen. Zurückhaltend und einfühlsam geschrieben, nichts übertrieben und der Fokus auf den Personen und ihren Empfindungen.

Zwischendurch hat das Buch allerdings auch einige Längen. Grundsätzlich sind die Emotionen aller Beteiligter (Bruder, Mutter, Freundinnen, Hauptfiguren) nachvollziehbar dargestellt, die positiven wie die negativen und die daraus resultierenden Ängste und zugefügten Verletzungen. Ungefähr in der Mitte des Buches geht dann aber der Schwung verloren und ich hatte den Eindruck, dass es sich im Kreis dreht, die Beschreibungen sich wiederholen und die Handlung auf der Strecke bleibt. Ich gestehe, dass ich an der Stelle recht viel quer gelesen habe. Mir wurde dort jedes Wort des Anderen, jede Handlung zu sehr seziert und in seine Einzelteile zerlegt.
Schade fand ich auch, dass der namensgebende Lonely Hearts Club leider viel zu kurz kommt und zu einer minimalen Randerscheinung verkommt. In dieser Idee hätte viel mehr Potential gesteckt.

Es ist empathisch erzählt, nicht zu kitschig (Liebe ist eben nicht immer genug) und mit durchaus realistischen Anteilen. Mit hat es insgesamt gut gefallen.