Viel Potenzial, aber wenig Tiefe
Ein Roman über Nähe, Distanz und die Schwierigkeit, wirklich zu fühlen
Nassanin Kamanis Lonely Hearts Club hat mich insgesamt gut gefallen ein Buch, das mit angenehmer Atmosphäre und interessanten Perspektivwechseln punktet, jedoch in einigen entscheidenden Bereichen hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Ein starker Schreibstil als Pluspunkt
Was mir besonders positiv aufgefallen ist, war der Schreibstil. Kamani schreibt sehr bildhaft und atmosphärisch, mit vielen sinnlichen Details, die die Szenen lebendig wirken lassen. Düfte, Kleidungsbeschreibungen und äußere Eindrücke werden immer wieder eingebunden und verleihen der Erzählung etwas sehr Greifbares. Diese Ausschmückungen haben mir geholfen, direkt in die Geschichte einzutauchen und ein Gefühl für das Setting und die Figuren zu entwickeln. Gerade zu Beginn hat mir das den Einstieg sehr leicht gemacht und das Lesen sehr angenehm gestaltet.
Zwei Perspektiven, ein Jahr, viele Sprünge
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive zweier junger Menschen erzählt: Clara, Musikstudentin in Paris, und Emilian (genannt Milly), ein deutscher Gastschüler, der sein Abitur in der Heimat von Clara macht. Dieser Wechsel der Perspektiven hat mir sehr gut gefallen, da er einen emotionalen Zugang zu den Figuren ermöglicht, zumindest im Fall von Milly.
Milly überzeugt, Clara bleibt blass
Milly war für mich die stärkere Figur. Seine Gedankenwelt, seine Handlungen und seine emotionale Entwicklung wirkten glaubwürdig und nachvollziehbar. Ich habe mich oft auf seine Kapitel gefreut, weil ich bei ihm das Gefühl hatte, wirklich etwas über sein Inneres zu erfahren. Er blieb sich selbst treu, reflektierte schnell und wirkte authentisch, Eigenschaften, die ihn mir sympathisch machten.
Clara hingegen blieb für mich überraschend distanziert. Gerade weil das Buch mit Themen rund um mentale Gesundheit wirbt, hatte ich erwartet, tiefer in ihre Gefühlswelt einzutauchen. Doch diese Emotionalität blieb lange Zeit aus. Ihre Gedanken und Reaktionen wirkten auf mich oft flach und ungreifbar, wodurch ich Schwierigkeiten hatte, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Erst gegen Ende des Romans wurde ihre Innenwelt besser nachvollziehbar, was dem Buch eine späte, aber notwendige Tiefe verlieh.
Viel Potenzial, wenig Tiefe
Besonders schade fand ich, dass die im Buch angesprochenen Themen, wie familiäre Konflikte, persönliche Unsicherheiten, emotionale Blockaden oder auch allgemeine Herausforderungen, eigentlich viel Raum für eine tiefgehende und bewegende Handlung geboten hätten. Leider wurden diese Themen oft nur oberflächlich angerissen und kaum ausgearbeitet. Dadurch fehlte es der Geschichte an Tiefe und emotionaler Wirkung. Viele Szenen wirkten dadurch eher wie angedeutete Skizzen als wie echte Entwicklungen, was die Handlung schwächte und das Leseerlebnis trübte.
Titel und Erwartungen: Eine kleine Täuschung
Der Titel Lonely Hearts Club ließ mich auf eine stärkere Fokussierung auf zwischenmenschliche Verbindungen und vielleicht sogar eine Art Club deuten, doch dieser Aspekt bleibt nahezu bedeutungslos. Auch in Bezug auf den „Healthy Romance“-Ansatz hatte ich mehr emotionale Entwicklung und Tiefgang erwartet. Die Beziehung zwischen Clara und Milly konnte ich nicht immer fühlen, auch weil manche Annäherungen sehr plötzlich kamen und sich emotional unausgereift anfühlten.
Nebenfiguren und Atmosphäre: Licht und Schatten
Die Nebenfiguren, mit Ausnahme von Claras Bruder Leon, der für mich ein interessanter Charakter war, blieben für mich kaum greifbar. Sie waren meist nur schemenhafte Begleiter der Handlung. Positiv hervorzuheben ist jedoch die atmosphärische Schilderung Frankreichs. Der französische Alltag, das Gastfamilienleben und der kulturelle Kontrast wirkten frisch und angenehm, auch wenn ich mir hier noch mehr Tiefe gewünscht hätte.
Emotionale Entwicklung mit Startschwierigkeiten
Was mich zu Beginn besonders gestört hat, war die emotionale Distanz, zum Glück hat sich diese emotionale Leere zum Ende hin spürbar gebessert. Besonders die letzten Kapitel waren deutlich intensiver und haben mir einen viel tieferen Einblick in die Gefühlswelt beider Protagonisten ermöglicht. Ich konnte Claras Gedanken und inneren Wandel schließlich besser verstehen und mitfühlen, was das Lesen in dieser Phase auch viel angenehmer und berührender machte. Das emotionale Ende hat die Geschichte für mich aufgewertet und hinterließ einen versöhnlichen Eindruck.
Fazit:
Lonely Hearts Club ist ein stiller, bodenständiger Roman mit einer ruhigen Erzählweise und einer insgesamt angenehmen Atmosphäre. Wer keine dramatischen Wendungen, sondern eher ein leises, sucht, wird hier fündig. Millie als Figur ist ein großes Plus, Clara bleibt hingegen leider hinter ihrem Potenzial zurück. Besonders enttäuschend war, dass viele wichtige Themen zwar angedeutet, aber nicht wirklich vertieft wurden, ein verschenktes Potenzial, das die Geschichte oberflächlicher erscheinen ließ, als sie hätte sein können. Vor allem bei einem Roman, der sich mit mentaler Gesundheit beschäftigt, hätte ich mir mehr emotionale Intensität und Tiefgang gewünscht. So bleibt das Buch zwar ein schöner, aber kein unvergesslicher Leseeindruck.
Nassanin Kamanis Lonely Hearts Club hat mich insgesamt gut gefallen ein Buch, das mit angenehmer Atmosphäre und interessanten Perspektivwechseln punktet, jedoch in einigen entscheidenden Bereichen hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Ein starker Schreibstil als Pluspunkt
Was mir besonders positiv aufgefallen ist, war der Schreibstil. Kamani schreibt sehr bildhaft und atmosphärisch, mit vielen sinnlichen Details, die die Szenen lebendig wirken lassen. Düfte, Kleidungsbeschreibungen und äußere Eindrücke werden immer wieder eingebunden und verleihen der Erzählung etwas sehr Greifbares. Diese Ausschmückungen haben mir geholfen, direkt in die Geschichte einzutauchen und ein Gefühl für das Setting und die Figuren zu entwickeln. Gerade zu Beginn hat mir das den Einstieg sehr leicht gemacht und das Lesen sehr angenehm gestaltet.
Zwei Perspektiven, ein Jahr, viele Sprünge
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive zweier junger Menschen erzählt: Clara, Musikstudentin in Paris, und Emilian (genannt Milly), ein deutscher Gastschüler, der sein Abitur in der Heimat von Clara macht. Dieser Wechsel der Perspektiven hat mir sehr gut gefallen, da er einen emotionalen Zugang zu den Figuren ermöglicht, zumindest im Fall von Milly.
Milly überzeugt, Clara bleibt blass
Milly war für mich die stärkere Figur. Seine Gedankenwelt, seine Handlungen und seine emotionale Entwicklung wirkten glaubwürdig und nachvollziehbar. Ich habe mich oft auf seine Kapitel gefreut, weil ich bei ihm das Gefühl hatte, wirklich etwas über sein Inneres zu erfahren. Er blieb sich selbst treu, reflektierte schnell und wirkte authentisch, Eigenschaften, die ihn mir sympathisch machten.
Clara hingegen blieb für mich überraschend distanziert. Gerade weil das Buch mit Themen rund um mentale Gesundheit wirbt, hatte ich erwartet, tiefer in ihre Gefühlswelt einzutauchen. Doch diese Emotionalität blieb lange Zeit aus. Ihre Gedanken und Reaktionen wirkten auf mich oft flach und ungreifbar, wodurch ich Schwierigkeiten hatte, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Erst gegen Ende des Romans wurde ihre Innenwelt besser nachvollziehbar, was dem Buch eine späte, aber notwendige Tiefe verlieh.
Viel Potenzial, wenig Tiefe
Besonders schade fand ich, dass die im Buch angesprochenen Themen, wie familiäre Konflikte, persönliche Unsicherheiten, emotionale Blockaden oder auch allgemeine Herausforderungen, eigentlich viel Raum für eine tiefgehende und bewegende Handlung geboten hätten. Leider wurden diese Themen oft nur oberflächlich angerissen und kaum ausgearbeitet. Dadurch fehlte es der Geschichte an Tiefe und emotionaler Wirkung. Viele Szenen wirkten dadurch eher wie angedeutete Skizzen als wie echte Entwicklungen, was die Handlung schwächte und das Leseerlebnis trübte.
Titel und Erwartungen: Eine kleine Täuschung
Der Titel Lonely Hearts Club ließ mich auf eine stärkere Fokussierung auf zwischenmenschliche Verbindungen und vielleicht sogar eine Art Club deuten, doch dieser Aspekt bleibt nahezu bedeutungslos. Auch in Bezug auf den „Healthy Romance“-Ansatz hatte ich mehr emotionale Entwicklung und Tiefgang erwartet. Die Beziehung zwischen Clara und Milly konnte ich nicht immer fühlen, auch weil manche Annäherungen sehr plötzlich kamen und sich emotional unausgereift anfühlten.
Nebenfiguren und Atmosphäre: Licht und Schatten
Die Nebenfiguren, mit Ausnahme von Claras Bruder Leon, der für mich ein interessanter Charakter war, blieben für mich kaum greifbar. Sie waren meist nur schemenhafte Begleiter der Handlung. Positiv hervorzuheben ist jedoch die atmosphärische Schilderung Frankreichs. Der französische Alltag, das Gastfamilienleben und der kulturelle Kontrast wirkten frisch und angenehm, auch wenn ich mir hier noch mehr Tiefe gewünscht hätte.
Emotionale Entwicklung mit Startschwierigkeiten
Was mich zu Beginn besonders gestört hat, war die emotionale Distanz, zum Glück hat sich diese emotionale Leere zum Ende hin spürbar gebessert. Besonders die letzten Kapitel waren deutlich intensiver und haben mir einen viel tieferen Einblick in die Gefühlswelt beider Protagonisten ermöglicht. Ich konnte Claras Gedanken und inneren Wandel schließlich besser verstehen und mitfühlen, was das Lesen in dieser Phase auch viel angenehmer und berührender machte. Das emotionale Ende hat die Geschichte für mich aufgewertet und hinterließ einen versöhnlichen Eindruck.
Fazit:
Lonely Hearts Club ist ein stiller, bodenständiger Roman mit einer ruhigen Erzählweise und einer insgesamt angenehmen Atmosphäre. Wer keine dramatischen Wendungen, sondern eher ein leises, sucht, wird hier fündig. Millie als Figur ist ein großes Plus, Clara bleibt hingegen leider hinter ihrem Potenzial zurück. Besonders enttäuschend war, dass viele wichtige Themen zwar angedeutet, aber nicht wirklich vertieft wurden, ein verschenktes Potenzial, das die Geschichte oberflächlicher erscheinen ließ, als sie hätte sein können. Vor allem bei einem Roman, der sich mit mentaler Gesundheit beschäftigt, hätte ich mir mehr emotionale Intensität und Tiefgang gewünscht. So bleibt das Buch zwar ein schöner, aber kein unvergesslicher Leseeindruck.