Ein Buch für den Kurzurlaub auf dem Sofa

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falo65 Avatar

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Lost in Fuseta ist das ideale Buch um dem deutschen Frühjahr zu entfliehen. Während draußen bei 5 Grad Hagelschauer niedergehen, schafft der Autor es mühelos, mich gedanklich an die Algarve zu versetzen, denn dort spielt der Kriminalroman von Gil Ribeiro aka Holger Karsten Schmidt, der seit Ende der 80er Portugal-Reisender und –Liebhaber ist.
Als Hauptpersonen agieren die portugiesischen Polizisten Sub-Inspektorin Graciana Rosado und ihr Kollege Carlos Esteves, sowie der deutsche Kriminalkommissar Leander Lost, der im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms („Lasst uns die besten austauschen“), nach Portugal kommt. Allerdings hat man vergessen, den Portugiesen mitzuteilen, dass es sich bei Leander Lost um einen Autisten mit Asperger Syndrom handelt, der zwar einige Inselbegabungen –wie zum Beispiel ein fotographisches Gedächtnis – hat, andererseits dadurch, dass er nur die Wahrheit sagen und selten die Gefühle der anderen wahrnehmen kann, ein Zusammenarbeiten mit ihm anfangs äußerst schwierig ist.
Lediglich Soraia, die Schwester von Graciana erkennt, dass Leander ein Asperger ist, sie scheint auch durchaus angezogen von Leander zu sein. Leanders Fähigkeiten werden aber im Verlaufe der Ermittlungen noch mehr als hilfreich sein, um den Fall zu lösen.
Gerade durch seine Andersartigkeit sticht Leander Lost und damit der ganze Krimi aus der Masse der der Krimi-Figuren und Krimis heraus. Dem Autor gelingt es sehr gut darzustellen, dass Leander gerade durch sein Anders sein dem Ermittler-Team sehr hilft, und wenn er wie von Soraia, richtig wahrgenommen wird als, als Mensch auch sehr liebenswert und etwas ganz Besonderes ist.
Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen. Es ist allerdings ein eher gemütlicher Krimi, wie ich finde sehr wohltuend in Zeiten , in denen total gestörte Massenmörder mit möglichst brutal-perfiden Mordmethoden die Kriminalliteratur beherrschen. Wer dies erwartet, ist vielleicht enttäuscht, lässt man sich aber auf das Buch ein, bekommt man ein echtes Leseerlebnis, zumal selbst die Ausflüge Leanders in die Welt der Philosophen wie Albert Camus verständlich und unterhaltsam sind. Ich freue mich jedenfalls auf eine Fortsetzung.