Ein spannender, lesenswerter Portugal-Krimi

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Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt (geboren 1965 in Hamburg) ist ein erfolgreicher Drehbuchautor in Deutschland. „Lost in Fuseta“ ist sein erster Roman als Gil Ribeiro. Als Holger Karsten Schmidt sind von ihm bereits "Isenhart" und "Auf kurze Distanz" erschienen.

Handlung

Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, nimmt an einem Europol-Austauschprogramm teil, nach dem Motto „Lasst uns die Besten austauschen“, landet er für ein Jahr in Portugal.
Schnell wird Lost in einen Mordfall eingespannt, bei dem er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Und Fähigkeiten hat er: So kann er bereits nach drei Wochen fließend Portugiesisch und hat ein fotografisches Gedächtnis. Im zwischenmenschlichen Bereich zeigen sich jedoch schnell gewisse Problematiken, mit denen die neuen Kollegen lernen müssen umzugehen. Bald stellt sich die Frage, was ist „typisch deutsch“ und was ist „typisch Lost“. Nach einem mehr als holprigen Start kommt langsam alles ins Rollen und der spannende Kriminalfall entwickelt sich vor dem interessanten Hintergrund des neuen Ermittlerteams.

Covergestaltung und Buchtitel

Der Buchtitel ist mehrdeutig gewählt. Leander, der mit Nachnamen Lost heißt ermittelt für ein Jahr in Fuseta. Gleichzeitig suggeriert einem die englische Bedeutung des Wortes „Lost“, dass es anfangs gewisse Schwierigkeiten und Differenzen geben wird und sich Leander Lost nicht sofort aufgehoben und eingegliedert fühlt.
Das Cover finde ich durchschnittlich. Es schreckt mich nicht ab, spricht mich jedoch auch nicht besonders an. Ich empfinde es als etwas leblos, vorallem weil im Buch das Leben auf der Straße und vor den Häusern in Portugal sehr anschaulich geschildert wird. Ich vermisse die alten Herren, die vor ihren Häusern sitzen und stumme Blicke wechseln. Einen Fehlgriff würde ich das Cover aber auch nicht nennen. Im Endeffekt spielt das Cover keine außergewöhnlich große Rolle für mich, wenn mich der Klappentext anspricht.

Meinung

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Ich lese allgemein gerne über Menschen wie Leander Lost und hier war das ganze in eine schöne warme Portugal-Umgebung gebettet, die mir Lust aufs Reisen gemacht hat. Gleichzeitig ist der Kriminalfall spannend und gut erzählt, wenn auch gegen Ende etwas vorhersehbar. Da für mich aber die Portugal-Stimmung und die Differenzen zwischen dem Ermittlerduo in Fuseta und ihrem neuen Kollegen aus Deutschland im Vordergrund standen, hat es mir gereicht, dass es einige spannende Stellen gab und der Fall schlüssig und interessant war.
Einziges wirkliches Manko für mich war folgende Stelle auf Seite 212. Hier argumentiert eine Person bezüglich der Frage wodurch ein Gut wertvoll wird: „Wert entsteht durch Seltenheit. Ist Sand kostbar? Nein. Wir haben Sand im Überfluss. Niemand würde für einen Kilo Sand etwas bezahlen, keinen einzigen Cent.“. Diese Aussage ist schlichtweg falsch und ich kann es nicht gut haben, wenn in einem Buch, dass viele Menschen lesen werden (und dem ich auch viele Leser wünsche) Sachen wiedergegeben werden, die ein falsches Bild von der Realität malen. Sand ist eines der kostbarsten Güter heutzutage und sehr umkämpft und wertvoll. Wer sich darüber informieren möchte, dem seien diverse Artikel nahegelegt, z.B. in der [URL=http://www.zeit.de/2014/34/strand-sand-verschwinden]ZEIT schon von 2014[/URL] (wie auch der [URL=http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/die-umweltkatastrophe-von-morgen-der-sand-wird-knapp/9785250.html]Tagesspiegel[/URL]). Auch 2016 gab es wieder Berichte dazu ([URL=http://www.berliner-zeitung.de/wissen/der-sand-wird-knapp---sogar-im-wuestenstaat-dubai-23812930]hier in der Berliner Zeitung[/URL]) oder der [URL=http://schrotundkorn.de/lebenumwelt/lesen/jedes-sandkorn-fehlt.html]Artikel in "Schrot und Korn"[/URL] mit guten weiterführenden Links unter Anderem zu der informativen Dokumentation [URL=http://sand-wars.com/index.html]"Sand Wars" von Denis Delestrac[/URL]. Es lohnt, sich darüber zu informieren und es stört mich, wenn, und sei es nur in einem eher unwichtigen Dialog in einem Roman, schlichtweg falsche Informationen weitergegeben werden.
So, genug gemeckert. ;-)

Fazit

Insgesamt hat es mir gut gefallen und ich kann das Buch für spannende, kurzweilige und unterhaltende Lesestunden weiterempfehlen.
Ich vergebe 4 von 5 Sterne. :-)