Ist sein Name auch sein Schicksal?

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rauschleserin54 Avatar

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Schön wie ein Reiseführer kommt der neue Krimi von Gil Ribeiro daher und nachdem ich den Klappentext studiert hatte, war es keine Frage mehr. Hier gibt es einen Regionalkrimi mit einem ganz besonderen Kommissar!

Die europäische Polizeibehörde Europol hat eine besondere Idee:
„Die Besten werden ausgetauscht!“ So kommt es, dass der Hamburger Kommissar Leander Lost nach Portugal an die Algarve geht und ein Kollege von dort fliegt nach Hamburg. Eigentlich eine ganz gute Sache. Graciana Rosado und Carlos Estevez sind sehr gespannt auf den neuen Kollegen und staunen nicht schlecht, als ein schmaler blasser Typ in schwarzem Anzug mit weißem Hemd und Schlips in der Hitze sich als Leander Lost vorstellt. Er ist sehr verwirrt und beruhigt sich erst einmal selbst hinten im Dienstwagen mit dem Zählen aller vorhandenen Ecken. Nachdem sich seine Kollegen etwas über seinen ungewöhnlichen Kleidungsstil in ihrer Heimatsprache amüsiert hatten, erklärt er ihnen sachlich, dass er ein wenig ihre Sprache gelernt hat. Wobei das stark untertrieben ist, er spricht fließend. Da verschlägt es Ihnen schon mal die Sprache, auch dass er Witzen nichts abgewinnen kann und etwas holprig in der Kommunikation mit anderen ist und das er sie einfach verpetzt hat....oder? Seltsam ist auch seine Art der Kollegenrettung, aber irgendwie ist er auch sympathisch. Das findet vor allem Soraia, die Schwester von Sub-Inspector Rosado und auch Lost ist den Grübchen in ihrem hübschen Gesicht nicht ganz abgeneigt. Sie ist es auch, die den Anderen erklärt warum Lost fähig ist,kürzlich gesehene Dinge im Detail wiederzugeben.....

„Er fragte nicht näher nach, denn dies folgte einmal mehr der "Logik" - ein Begriff, den man in diesem Zusammenhang eigentlich nicht verwenden durfte – des guten Tons. Man sagte das Gegenteil dessen, was man meinte, und vertraute darauf, dass die anderen das begriffen. Intuitiv. Durch eine Decodierung von Mimik und Gestik. Eigentlich eine Wette auf den puren Irrwitz. Allerdings eine, die für Menschen offenbar funktionierte.“

Wunderbar, wie es Gil Ribeiro gelungen ist, die feine sensible Innenwelt des neuen Kommissars in die spannende Geschichte um das portugiesische Team einzuflechten. Die Protagonisten sind schon interessante Charaktere, sei es die pflichtbewußte, aber sehr menschliche Chefin, der andere Sub-Inspektor Carlos Estevez, der sehr taff und wie Graciana beteuert, absolut verläßlich ist, aber in Espandrilles und Bermuda seine Arbeit verrichtet. Soraia ist da mehr für die Verpflegung und das Seelenheil des neuen Kollegen zuständig und damit kommt ihr eine ziemlich wichtige Aufgabe zu, da sie den Anderen die Augen öffnet.

Ich bin begeistert, weil ich Regionalkrimis liebe. Ich bin begeistert, weil der Autor mich an einen wunderbaren Ort führt und ich mit einem zusammenwachsendem Team eine neue Krimi-Reihe kennenlernen darf. Es ist sehr schade, mich nach der letzten Seite von den großartigen Menschen zu verabschieden, die hier vorgestellt wurden. Der Spannungsbogen bleibt konstant bis zum Ende des Buches bestehen und hält einige Überraschungen bereit. Eine ganz neue Idee wurde gekonnt umgesetzt und macht Lust auf mehr. Ich fiebere jetzt schon dem 2. Teil entgegen, auch weil ich mich so wohl gefühlt habe. Manchmal ist es richtig gut, wenn auch Kommissare nicht perfekt sind.
Danke für diesen 5-Sterne-Lesegenuß!