Netter Krimi - mit ein paar Schwachpunkten

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elchi130 Avatar

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Leander Lost nimmt an einem internationalen Austauschprogramm für Polizisten teil. Ein Jahr soll der Kommissar aus Hamburg in Portugal ermitteln. Doch sein Abenteuer wäre fast schneller vorbei als es begonnen hat. Erst glauben seine neuen Kollegen, dass er sie verpfiffen hat und dann schießt er auch noch einem von ihnen ins Bein. Dann erkennt jedoch die Schwester von Graciana Rosados, was es mit Leander Lost auf sich hat und so wendet sich für ihn doch noch alles zum Guten…

Gil Ribeiro schreibt sehr leicht und flüssig. Das Lesen macht Spaß und ich habe das Buch sehr schnell durch. Dazu kommt, dass ich mich als Leser tatsächlich in den warmen Süden versetzt fühle. Über eine Gegend zu lesen, in der ich gerne Urlaub machen würde, ist auf jeden Fall ein Pluspunkt.

Und doch habe ich mich während des Lesens immer wieder hin- und hergerissen gefühlt. Die Gegend war schön, das Lesen machte Spaß, die Krimihandlung war spannend. Und doch gab es auch Punkte, die mich gestört haben. So habe ich mich während der Krimihandlung z. B. an einer Stelle gefragt, warum die Polizei ein Firmengelände, auf dem ein per Haftbefehlt gesuchter Flüchtiger gesehen wurde – von einem Polizisten gesehen – nicht durchsucht wird. Das fand ich unlogisch.
Bei der Auflösung habe ich einen größeren Knaller erwartet. Die Krimihandlung und die Atmosphäre fand ich schön. Aber die Story lief für mich auf eine größere Enthüllung hinaus. Das Ende war in meinen Augen nicht spektakulär genug.

Am meisten hat mich jedoch die Person Leander Lost gestört. Er war mir einfach zu überzeichnet. Er ist immerhin mindestens Mitte 30, hat also schon ein paar Lebensjahre hinter sich. Dazu kommt, dass er von Beruf Kommissar bei der Kriminalpolizei ist. Zumindest sein Beruf bedeutet, dass er seinen Alltag ganz gut bewältigt bekommt. Also kann seine Persönlichkeits-„störung“ nicht so ausgeprägt sein, dass er seinen Alltag nicht geregelt bekommt. Er kann immerhin einen anspruchsvollen Beruf ausüben. Das passt aber zum Teil mit der Person, die hier geschildert wird nicht überein, wie ich finde. Gerade die Darstellung, dass Leander Lost nicht Lügen kann ist dermaßen überspitzt, dass ich mich unglaublich geärgert habe. Nicht Lügen können und nicht behaupten können, dass das Gras blau ist, sind für mich ein großer Unterschied. Leander Lost ist doch in den Lebensjahren, die er bislang verbracht hat, unter Menschen aufgewachsen und nicht in einem Raum isoliert, also wird er sich auch schon entwickelt haben in seinem Leben. Und auch Rain Man immer wieder in einem Atemzug mit Aspergern zu nennen, finde ich ärgerlich, denn Rain Man ist und war kein Asperger!

So habe ich mich auf der einen Seite gut unterhalten gefühlt und war auf der anderen Seite doch enttäuscht.