Durchwachsen...

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nightingowl Avatar

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Auf dieses Buch habe ich schon gespannt gewartet. Ein queeres Buch mit Setting in Seoul - das klang ganz nach meinem Geschmack! Was mir schon mal sehr gut gefallen hat: Die Inhaltsangabe umfasst nur einen Bruchteil der Handlung. Ich finde es immer sehr schade, wenn ich dadurch schon einen Großteil der Handlung erfahre. Aber "Love in the Big City" wartet mit noch viel mehr Handlung auf die Leser*innen, über mehrere Jahre hinweg. Für meinen Geschmack fokussieren sich die Beschreibung und das Cover etwas zu sehr auf den Glamoureffekt und die Neonlichter - auch, wenn das Cover wunderschön ist. Denn die Handlung ist alles andere als glamourös.

Ich schreibe diese Rezension ein paar Tage nach dem Beenden des Buches und stelle dabei leider fest, dass mir gar nicht mehr so viel von der Handlung selbst im Gedächtnis geblieben ist. Das ist meist kein allzu gutes Zeichen... Mit dem Schreibstil hatte ich keine Probleme und habe die meiste Zeit schnell und flüssig lesen können. Und Youngs Probleme habe ich mir fast alle noch gemerkt. Seine Suche nach Selbsterkenntnis und Akzeptanz sind schmerzhaft gut nachzuvollziehen (und hängen eventuell mit den eigenen Erfahrungen des Autors zusammen). Eine lebenslange Suche nach Geborgenheit und bedingungsloser Liebe, welche ihm während der Kindheit abhandengekommen waren.

Jaehee geht im Laufe der Handlung leider irgendwie verloren und so richtig erfahren wir dann gar nicht mehr, was aus ihr wird. Besonders in den letzten Kapiteln wird für meinen Geschmack ein bisschen zu viel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her gesprungen. Von Kapitel zu Kapitel wird es unübersichtlicher und wirrer, ein roter Faden ist nur noch schwer zu erkennen. Noch während ich gelesen habe, kamen einige Fragen auf. Auf was wird alles hinauslaufen? Wird die Handlung überhaupt in einem "Finale" oder einem Höhepunkt enden? Irgendwie passt das zwar zu dem Eindruck, den ich von Youngs Psyche auf den letzten Seiten bekommen habe, aber es war dennoch ein unbefriedigendes Leseerlebnis.

Selten hat mich ein Buch so ermattet und deprimiert zurückgelassen. Youngs Probleme und Traumata lösen sich am Ende des Buches weder in Luft auf, noch werden sie in irgendeiner Form wirklich besser. Ich glaube, genau dieses realitätsnahe Ende hat mich so deprimiert, denn klar abgezeichnete Happy Ends gibt es im echten Leben selten. Mit Enden wie diesen habe ich prinzipiell kein Problem, weil ich diese Realitätsnähe sehr schätze. Aber leider hat mich vor allem der Aufbau und die stellenweise zu große Verwirrung sehr gestört, sodass ich "Love in the Big City" nur 2,5 von 5 Sternen gebe.