Eine wundervolle Geschichte des Erwachsenwerdens und der Selbstfindung

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hatschivy Avatar

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Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zuerst den Titel des Romans gelesen habe und nichts damit anfangen konnte. Es klang nach einer typischen Liebesgeschichte von einem Dorfei, welches in der Großstadt die Liebe seines oder ihres Lebens kennen lernt und fröhlich und glücklich bis an ihr oder sein Lebensende zusammen lebt. Aber wer über diesen absolut kitschigen Titel hinweg kommt, der wird von diesem realistischen Roman über das moderne Leben in Südkorea für einen jungen Schriftsteller. Themen wie Homosexualität, die Betreung krebskranker Eltern, gesellschaftliche Homophobie, das Schriftstellerdasein, Erwachsen werden, Beziehungen und die erste Liebe werden in diesem Buch sehr gut zur Schau gestellt. Young ist ein ziemlich menschlicher Protagonist. Weder besonders sympathisch noch sehr unsympathisch. Aber gerade deswegen habe ich ihn in mein Herz geschlossen. Man merkt ihm einfach an, dass er in seinem Leben richtig verletzt wurde und deshalb diese Eisenburg um sein Herz aufgebaut hat. Ich denke viele leser können sich mit ihm identifizieren. Es ist eine sehr gewöhnliche Art mit Schmerz umzugehen. Young hat in seinem Leben mehr durchgemacht, als er sich das Anmerken lässt und hat ein Kindheitstrauma, welches er versucht sich nicht anmerken zu lassen. Er ist die Art von Mensch, die loyal wie ein Golden Retriever sind und alles für ihre besten Freunde tun würden. Gleichzeitig ist er einsam und sucht nach Zuneigung. (Auch wenn er selber das niemals zugeben würde). Ich kann nicht anders als ihm eine Umarmung geben zu wollen.

Das Buch ist in vier Teile eingeteilt: die sich in meinen Augen immer einer Person widmen, die Young besonders geprägt hat. Unter den Personen befinden sich seine beste Freundin, seine Mutter, ein Ex, seine große Liebe und schließlich sich selber. Ich finde es sehr schön, wie der Aufbau des Romans uns langsam aber sicher zu dem wahren Kern Youngs Charakters führt.
Der Schreibstil dieses Romans ist von einer Ehrlichkeit durchzogen, das der Leser einfach weiterlesen muss, weil er wissen will wem Young noch so auf seiner Lebensweise kennen lernt.
Die Realität der "Welt der Erwachsenen", die Doppelmoral der Gesellschaft und die Art wie Young die Beziehungen die er hat beschreibt werden nicht verschönt oder romantisiert und das macht das Leseerlebnis so authentisch. Sang Young Park hat einen süchtig machenden Schreibstil, von dem ich in Zukunft unbedingt mehr lesen möchte.