Queer in Seoul

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klopfer Avatar

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Zunächst einmal zum Cover. Die Gestaltung mit dem blassen Stadthintergrund und den lila Variationen fügt sich zusammen sehr gut mit der Schriftart und dem in Weiß gehaltenen Titel zusammen. Das gefällt mir sehr gut.

Für mich ein starkes Buch mit einem wichtigen Thema. Gerade die junge Generation, die neue Generation bewirkt Veränderungen und stößt dabei bei den Älteren auf Unverständnis und Hürden die es zu überwinden gibt.
Die Vorstellung eines entspannten und befreiten Lebens, verändert sich mit einem neuen Partner mitunter schnell in etwas anderes. Man ist immer noch entspannt und frei, hat jetzt jedoch auch Verpflichtungen.
Jaehee und Young leben mit Begeisterung ein wildes Studentenleben, bis Jaehee sich entscheidet, ihren Freund zu heiraten.
Young bleibt allein zurück und verfällt in mehrere Beziehungen, toxische, wunderbare, verlogene und traurige. Er hat weiterhin viele One-Night-Stands und selten etwas festes. Weiterhin kümmert er sich um seine kranke und sehr gläubige Mutter, die ihn so wie er ist nicht akzeptieren kann und will.
Er macht viel durch und am Ende bleibt nur eine Sache über, die Reue und das Leben in der Vergangenheit.
Gerade junge Leute in der "Umbruchgeneration" haben auch noch innerhalb ihrer Generation mit Vorurteilen zu kämpfen.
Dies wurde vom Autor sehr gut mit eingespielt. Auch die Erwähnung von STI fand ich wunderbar eingebracht. Der Umgang von Young mit STI war sehr rücksichtsvoll, was seinen Charakter nochmal sympathischer gemacht hat. Für mich waren die wichtigsten Punkte in diesem Buch der Umgang mit Verlust, die eigene Position in der Gesellschaft, Freude, Freunde und Wehmut.
Die Charaktere wurden liebenswert gestaltet und das gesamte Buch ist aus der Sicht von Young geschrieben. Man erfährt sehr viel über ihn. Er ist ein sehr reflektierter Charakter, jedoch nicht immer sehr durchsetzungsfähig. Für mich war er liebenswert geschrieben. Ich habe mitgefühlt, jedoch auch aus der Distanz lesen können.
Insgesamt gibt es vier größere Abschnitte, die alle aus einer anderen Zeit, einer anderen Situation und Beziehung erzählen. Besonders im letzten Abschnitt hatten die kleinen Unterkapitel immer mehr Züge einer Autobiografie. Dieser Zug bewirkte ein ganz anderes Lesegefühl und veränderte auch leicht den Schreibstil. Ob es wirklich autobiografische Einheiten sind, ist mir leider unbekannt, jedoch steckt ja in jedem Buch ein wenig vom Autor und/oder seiner Umgebung.
Youngs Weg ist noch nicht abgeschlossen. Schwach erfährt der Leser, was eigentlich der Stand in der Gegenwart ist.
Da ich mich in letzter Zeit viel mit der koreanischen Kultur und Gesellschaft beschäftige, war dieses Buch sehr interessant für mich und bot einen kleinen Einblick in einen Teil der Gemeinschaft und Gesellschaft über die ich noch nicht so viel erfahren habe.

Absolut lesenswert und eine gute Vorstellung der queeren Community und ihren Schwierigkeiten in einer eher traditionellen Gesellschaft ihren Platz zu finden und sich selbst zu finden.
Von mir eine Empfehlung.