being delulu is NOT the solulu
Unter den Top 20 der aktuellen Podcast-Trends in Deutschland befinden sich alleine vier Podcasts zum Thema "True Crime", tausende Menschen hören sich dabei an, wie diverse Gewaltverbrechen detailgetreu nacherzählt werden. Um die Zuhörerschaft im schnelllebigen Tik-Tok Zeitalter interessiert zu halten, benötigt es immer brutalere, immer dramatischere Fälle. Diese Faszination zu Mördern und Verbrechern ist dabei nichts Neues, bereits im letzten Jahrhundert erhielten verurteilte Serienmörder wie Ted Bundy, Jeffrey Dahmer und Charles Manson unzählige Briefe von (meist) weiblichen Anhängern, welche ihnen ihre Faszination oder gar ihre Liebe gestanden.
Und genau an dieser Faszination knüpft "Love Letters to a Serial Killer" an. Wir begleiten in dem Buch Hannah, eine Mittdreißigerin, deren Leben ziemlich durchschnittlich - vielleicht sogar etwas unterdurchschnittlich ist. Sie hat einen Job, der sie nicht erfüllt und eine "Situationship" zu einem Mann, der keine feste Bindung mit ihr eingehen möchte. Als sie in einem Internetforum auf den Fall eines Serienmörders stößt, meint sie endlich einen Sinn in ihrem Leben gefunden zu haben - sie möchte gemeinsam mit den anderen True Crime Begeisterten die Morde an den Frauen aufklären. Nachdem der Mörder recht schnell von der Polizei gefasst wird, beschließt sie ihm Briefe ins Gefängnis zu schreiben und es entwickelt sich eine sehr ungewöhnliche "Liebes"Geschichte, welche Hannahs tristes Leben ordentlich auf den Kopf stellt.
Als jemand der dem gesamten True-Crime Hype eigentlich nichts abgewinnen kann, hatte mich in erster Linie die schaurig-schöne Cover-Gestaltung des Buches angesprochen. Die Prägung des Messers gibt dem Ganzen das gewisse Etwas und ist definitiv ein Hingucker im Bücherregal.
Tasha Coryells Erstlingswerk hat mich jedoch nicht nur optisch überzeugt. Auch der Schreibstil war angenehm zu lesen, so dass ich in nur zwei Tagen mit dem Buch fertig war. Obwohl das Thema des Buches eher düster ist, ist das Buch voll mit (selbst)ironischem Humor. Dadurch gelingt Coryell die Darstellung der Abstrusität des Themas "Hybristophilie" (= Zuneigung zu Gewaltstraftätern) ausgesprochen gut.
Die Handlung selbst ist - meiner Meinung nach - gar nicht das Spannendste an dem Buch. "Love Letters to a Serial Killer" wird zwar als Thriller beworben, wobei man sich allerdings keine handlungsgetriebene Geschichte erwarten darf. Der Plot ist eigentlich eher nebensächlich, das viel Interessantere sind die Charaktere und ihre Art mit dem Passierten umzugehen.
Die wohl polarisierendste Figur der Geschichte ist nicht der Serienmörder, sondern die Protagonistin Hannah selbst. Viele negative Rezensionen zu diesem Buch kritisieren sie als "dumm", "naiv" und "ohne Charakterentwicklung". Ich denke jedoch, dass die Autorin genau das wollte. Hannah wirkt, als ob sie ihr Leben nach dem Motto "being delulu is the solulu" lebt und ist damit massiv anfällig für die Schmeicheleien in Williams Briefen. Hannahs absolut abstruse Art zu handeln hatte für mich unfassbaren Unterhaltungscharakter. Auch wie durch ihren Charakter die Sensationsgeilheit der True-Crime Community aufgezeigt wurde hat mir gefallen - wobei ich mir diesbezüglich noch ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht hätte.
Der Plot-Twist gegen Ende, welcher für Hannah komplett aus dem Nichts kam, war mir bereits lange vorher klar - und ich denke so wird es auch vielen anderen Lesenden gegangen sein. Für mich war das jedoch kein Grund, das Buch weniger zu mögen, da ich finde dass auch dieses Detail sehr gut zu Hannahs "delulu" Verhalten passt.
Eine Kritik, welche ich absolut nicht nachempfinden kann ist, dass Hannah keine nachvollziehbare Protagonistin ist. Natürlich ist sie das nicht, aber kann man sich das beim Thema Hybristophilie überhaupt erwarten? Wie soll jemand aussehen, der sich in einen Serienmörder verliebt, SPOILER!! in späterer Folge mit ihm zusammenzieht und trotzdem ein vernünftiges Handeln verfolgt?
Wenn man sich also davon losreißen kann, dass man - um ein Buch zu mögen - auch den Protagonisten mögen muss, dann steht einem eine deutlich erweiterte literarische Welt zur Verfügung, in welche "Love Letters to a Serial Killer" ein fantastischer Einstieg sein kann. Einen Stern Abzug gibt es von mir, da man die Charaktere sowie die Abgründe von True Crime noch etwas vertiefen hätte können. Tasha Coryells erstes Buch ist somit kein Thriller per se, aber auf alle Fälle ein spannender Roman mit einer Prise Gesellschaftskritik; welcher durch den humoristigen Schreibstil auch für Zwischendurch gut geeignet ist.
Und genau an dieser Faszination knüpft "Love Letters to a Serial Killer" an. Wir begleiten in dem Buch Hannah, eine Mittdreißigerin, deren Leben ziemlich durchschnittlich - vielleicht sogar etwas unterdurchschnittlich ist. Sie hat einen Job, der sie nicht erfüllt und eine "Situationship" zu einem Mann, der keine feste Bindung mit ihr eingehen möchte. Als sie in einem Internetforum auf den Fall eines Serienmörders stößt, meint sie endlich einen Sinn in ihrem Leben gefunden zu haben - sie möchte gemeinsam mit den anderen True Crime Begeisterten die Morde an den Frauen aufklären. Nachdem der Mörder recht schnell von der Polizei gefasst wird, beschließt sie ihm Briefe ins Gefängnis zu schreiben und es entwickelt sich eine sehr ungewöhnliche "Liebes"Geschichte, welche Hannahs tristes Leben ordentlich auf den Kopf stellt.
Als jemand der dem gesamten True-Crime Hype eigentlich nichts abgewinnen kann, hatte mich in erster Linie die schaurig-schöne Cover-Gestaltung des Buches angesprochen. Die Prägung des Messers gibt dem Ganzen das gewisse Etwas und ist definitiv ein Hingucker im Bücherregal.
Tasha Coryells Erstlingswerk hat mich jedoch nicht nur optisch überzeugt. Auch der Schreibstil war angenehm zu lesen, so dass ich in nur zwei Tagen mit dem Buch fertig war. Obwohl das Thema des Buches eher düster ist, ist das Buch voll mit (selbst)ironischem Humor. Dadurch gelingt Coryell die Darstellung der Abstrusität des Themas "Hybristophilie" (= Zuneigung zu Gewaltstraftätern) ausgesprochen gut.
Die Handlung selbst ist - meiner Meinung nach - gar nicht das Spannendste an dem Buch. "Love Letters to a Serial Killer" wird zwar als Thriller beworben, wobei man sich allerdings keine handlungsgetriebene Geschichte erwarten darf. Der Plot ist eigentlich eher nebensächlich, das viel Interessantere sind die Charaktere und ihre Art mit dem Passierten umzugehen.
Die wohl polarisierendste Figur der Geschichte ist nicht der Serienmörder, sondern die Protagonistin Hannah selbst. Viele negative Rezensionen zu diesem Buch kritisieren sie als "dumm", "naiv" und "ohne Charakterentwicklung". Ich denke jedoch, dass die Autorin genau das wollte. Hannah wirkt, als ob sie ihr Leben nach dem Motto "being delulu is the solulu" lebt und ist damit massiv anfällig für die Schmeicheleien in Williams Briefen. Hannahs absolut abstruse Art zu handeln hatte für mich unfassbaren Unterhaltungscharakter. Auch wie durch ihren Charakter die Sensationsgeilheit der True-Crime Community aufgezeigt wurde hat mir gefallen - wobei ich mir diesbezüglich noch ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht hätte.
Der Plot-Twist gegen Ende, welcher für Hannah komplett aus dem Nichts kam, war mir bereits lange vorher klar - und ich denke so wird es auch vielen anderen Lesenden gegangen sein. Für mich war das jedoch kein Grund, das Buch weniger zu mögen, da ich finde dass auch dieses Detail sehr gut zu Hannahs "delulu" Verhalten passt.
Eine Kritik, welche ich absolut nicht nachempfinden kann ist, dass Hannah keine nachvollziehbare Protagonistin ist. Natürlich ist sie das nicht, aber kann man sich das beim Thema Hybristophilie überhaupt erwarten? Wie soll jemand aussehen, der sich in einen Serienmörder verliebt, SPOILER!! in späterer Folge mit ihm zusammenzieht und trotzdem ein vernünftiges Handeln verfolgt?
Wenn man sich also davon losreißen kann, dass man - um ein Buch zu mögen - auch den Protagonisten mögen muss, dann steht einem eine deutlich erweiterte literarische Welt zur Verfügung, in welche "Love Letters to a Serial Killer" ein fantastischer Einstieg sein kann. Einen Stern Abzug gibt es von mir, da man die Charaktere sowie die Abgründe von True Crime noch etwas vertiefen hätte können. Tasha Coryells erstes Buch ist somit kein Thriller per se, aber auf alle Fälle ein spannender Roman mit einer Prise Gesellschaftskritik; welcher durch den humoristigen Schreibstil auch für Zwischendurch gut geeignet ist.