Spannend, aber zieht sich etwas hin!

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nekleenelesemaid1978 Avatar

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Wenn einem der Ehemann an seinem Geburtstag, quasi offenbart, dass er keine Gefühle mehr für einen hat, ist das schon ein Schock. Wenn man hinterher wieder aufwacht und der Mann das Gegenteil behauptet, gibt das einen Rätsel auf. Genau dies passiert Michaela. Sie wähnt sich im Glück und von einem Tag auf den anderen bekommt sie Zweifel, wer nun ehrlich zu ihr ist. Und dann war dieser Anruf, wegen ihrer Tochter, den sie total vergessen hat. Hatte sie wieder einen Aussetzer? Fängt es wieder an? Oder spielt jemand ein böses Spiel mit Michaela?
Auf der anderen Seite ist da die 26jährige Lena, die Berlin unbedingt verlassen und in Frankfurt einen Job annehmen will. Michaela und Lena kommen sich dabei in die Quere. Nach anfänglichen Schwierigkeiten jedoch, freunden sich die beiden Frauen an.

Ivonne Keller ist mir bereits seit ihrem Buch "Hirngespenster" ein Begriff, welches ich klasse fand und ich war nun sehr gespannt auf "Lügentanz".
Schon gleich von Anfang an ist man in der Handlung voll drin, denn es beginnt gleich rätselhaft und verwirrend. Nicht nur für Michaela - auch für den Leser. Wie kann es sein, dass Michaelas Ehemann ein Trennungsgespräch als nie geschehen abtut? Warum hat Michaela ständig diese Aussezter? Ist sie unter Drogen gesetzt worden? Während des Lesens kamen mir viele Fragen auf. Viele kamen als "Täter" in Frage. Bea, die beste Freundin seit Kindheitstagen, die spießigen Nachbarinnen, Michaelas Ehemann...
Ivonne Kellers Schreibstil sagt mir sehr zu. Sehr realistisch und auch fesselnd. Und wenngleich die Autorin es schaffte, die rätselhafte und geheimnisvolle Stimmung bis zum Ende aufrecht zu erhalten, so musste ich mich zwischendurch wirklich am Riemen reißen, dass Buch nicht wegzulegen. Denn mir wurde es zu zäh und zu langatmig. Ich wollte endlich weiterkommen mit meinem Rätsel.Ich wollte erfahren, wer der üble "Schurke" ist, der Michaela seelisch so zusetzt. Ich wollte endlich wissen, was nun die Wahrheit ist. Doch genau sie wie Michaela scheinbar vernebelt durch die Handlung schleicht, so fühlte ich mich auch als Leserin teilweise total vernebelt. Man erfährt nur bruchstückehaft, über Michaelas Vergangenheit. Lernt die Verbindungen zueinander kennen. Man versteht ganz langsam, da war ein traumatisches Erlebnis. Doch kann einen dieses Erlebnis so sehr den Geist vernebeln?
Sympathisch wurde mir von den Protagonisten keiner. Ich konnte mit keinem warm werden, weil ich keinem so recht trauen wollte. Selbst Michaela ging mir mit ihrer "Blindheit" auf die Nerven. So weit von der Rolle, kann doch kein Mensch sein.
Der einzige Lichtblick am Horizont war Lena, die Michaela so hin nahm wie sie war und sie nicht ständig herumkommandierte. Genauso macht es Michaela mit Lena, als die zwei Frau quasi eine Zweckgemeinschaft - eine WG - gründen. Jede hat ihr Päckchen zu tragen und jede hilft der anderen so gut es geht. Am Ende ist es sogar Lena, die Michaelas "dunkle" Seiten aufhellt und die Wahrheit ans Licht bringt.

Mein Fazit:

"Lügentanz" ist ein doch recht spannender Roman, mit verzwickter Handlung, der die Spannung und die offenen Fragen durchaus bis zum Schluß aufrecht halten kann. Aber die zähe Handlung zwischendurch, brachte keinen weiter und ließ oft den Wunsch aufkommen, das Buch vorher zu beenden. Daher gebe ich dem Buch drei von fünf Sternen.