Wahr oder nicht?

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fredhel Avatar

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Bei der Geburt ihrer Tochter Klara hatte Michaela Michalsen eine schwere Wochenbettdepression. Jetzt nach zwölf Jahren ist sie sich erneut ihrer psychischen Gesundheit plötzlich nicht mehr sicher, denn sie hat Gedächtnisausssetzer. Ihr Mann und ihre beste Freundin Bea reagieren mit Verständnis, dennoch zieht es Michaela vor als "Home- und Hundesitter" in der Stadt eine kleine Auszeit zu nehmen. Bald wird Lena ihre neue Mitbewohnerin. Sie ist das genaue Gegenteil von Michaela, nämlich chaotisch und unkonventionell, doch irgendwie passt es doch ganz gut mit den beiden. Und diese Lena ist es auch, die schließlich in Eigenregie die ganzen unerklärlichen Vorfälle in Michaelas Leben aufklären kann.
Dieser Roman ist sehr spannend geschrieben und mir hat vor allem gefallen, daß im Verlauf der Geschichte die Fassade der beteiligten Personen bröckelt und das wahre Ich zum Vorschein kommt. Ich will nicht zu viel verraten, aber zum Beispiel diese ach so hilfsbereiten Nachbarinnen sind in Wahrheit auf ihren eigenen Vorteil bedachte Spießerinnen. Auch Lena hat ihre ganz eigene Geschichte, die sich nur stückweise dem Leser erschließt. Erst allmählich wird der Leser mit diesem unangepaßten Mädchen warm. Man muss Lenas Lebensweg kennen, um ihr Handeln zu verstehen und den Wandel zur verantwortungsvollen jungen Frau zu erkennen. Die Charaktere aller Personen und ihre Entwicklung sind authentisch, und sehr gut nachvollziehbar ist auch die Erklärung zu Michaelas Gedächtnislücken. Alles in allem ist "Lügentanz" eine hintergründige psychologische Studie, in der das Grauen schleichend Eingang findet. Absolut lesenswert für Liebhaber dieses Genres.