Wem kann Michaela trauen?

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mrs-lucky Avatar

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Michaela war schon als Kind labil und unsicher. Nach dem Tod ihrer Eltern ist ihre Welt zusammen gebrochen, im Heim bietet ihre beste Freundin Bea ihr Halt und Hilfe.
Der Kontakt zu Bea ist nie abgebrochen, auch als Michaela mit ihrem Mann David und Tochter Karla von Köln in die Nähe von Frankfurt zieht und dort in der Nachbarschaft Fuß fasst.
Michaela fällt aus allen Wolken, als ihr Mann David ihr ausgerechnet an ihrem Geburtstag unterbreitet, dass er sie nicht mehr liebe und verlassen wolle. Nur wenige Stunden später streitet er ab, das jemals zu ihr gesagt zu haben, und dann stellt Michaela auch noch fest, dass sie offenbar den Anruf der Klassenlehrerin vergessen hat, in dem diese sie über den Unfall ihrer Tochter Klara informiert hat. Was ist mit Michaela los? Bekommt sie wieder ihre Aussetzer wie schon kurz nach der Geburt Karlas? Als weitere unerklärliche Situationen auftauchen, die Michaela zusätzlich verunsichern, nimmt sie sich eine Auszeit und verlässt ihre Familie für eine Weile. Der Druck, den Ihr Mann und ihre Freundin Bea auf sie ausüben, ist ihr zu groß. Sie will nicht wieder in eine Therapie oder eine Klinik sondern braucht Abstand um heraus zu finden, ob sie ihrem Mann trauen kann, oder ob er sie betrügt. Vor allem aber muss sie ergründen, ob sie ihren eigenen Gedanken und Erinnerungen trauen kann.
Deshalb nimmt sie das Angebot an, in Frankfurt für ein paar Monate auf Wohnung und Hund eines Weltreisenden aufzupassen. Das Alleinleben fällt Michaela schwerer als gedacht, so dass sie froh ist, die Bekanntschaft der jungen Lena zu machen, die sich ebenfalls auf die Anzeige gemeldet hatte. Auch Lena träft einige Probleme mit sich herum und ist derzeit ohne Bleibe, so das Michaela sie bei sich aufnimmt und mit der Zeit immer mehr Vertrauen in sie fasst. Doch auch in Frankfurt ist sie nichtwirklich sicher, auch hier kann Michaela sich nach einem Zwischenfall an den Vorabend nicht erinnern, und Lena ist spurlos verschwunden.
Das Buch ist spannend erzählt, als Thriller würde ich es nicht sehen, eher als psychologisches Beziehungsdrama.
Die Charaktere sind interessant dargestellt, insbesondere Michaelas Person wirkt in sich stimmig. Ihre Naivität und Abhängigkeit wirken ebenso authentisch wie ihre angestrengten Bemühungen, sich mehr Selbstbewusstsein und Initiative abzuringen. Dagegen ist mir Lenas Persönlichkeit zu sprunghaft und nicht immer glaubhaft. Neben Michaela macht Lena die größten Entwicklungen durch, bei ihr geht mir das aber zu schnell und nicht nachvollziehbar.
Es gibt einige unerwartete Wendungen und Entwicklungen, die Auflösung der Geschichte deutet sich jedoch recht früh schon an. Dazu tragen insbesondere die Email-Einblendungen bei von Nachrichten, die Bea 2 Monate nach dem Hauptstrang der Geschichte an Michaela sendet.
Das Buch las sich flüssig, ich hätte mir an einigen Stellen allerdings etwas mehr Raffinesse und Tiefgang gewünscht. Die Autorin Ivonne Keller werde ich mir aber auf jeden Fall merken.