Slow-paced, but page turning

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adnava Avatar

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Ein Cover mit einem zähnefletschenden Wolf und ein Titel wie aus dem Lateinbuch – natürlich sprach mich „Lupus: Alles Böse kehrt zurück“ sofort an.

Jenny Rausch ist Tierärztin – und seit Kurzem Wolfsbeauftragte in ihrem Landkreis. Als ihr Vater Jo von der nächtlichen Jagd nicht nach Hause kommt, geht sie auf die Suche nach ihm – und wird in eine spannende und gefährliche Ermittlung rund um Künstliche Intelligenz, Wölfe, und düstere Vergangenheiten gezerrt.

Wer Thriller mag, die in die Tiefe gehen und den Spannungsbogen über wissenschaftliche Fakten und fiktionale Szenarien hinweg spannen, wird sich schnell in „Lupus“ einlesen. Die Geschichte beginnt schon ziemlich in medias res – und die verschiedenen Handlungsstränge verbindet Tibor Rode über rund 500 Seiten geschickt zu einem Spannungsgeflecht höchster Güteklasse.

Speziell fand ich auch, dass ich zwar oftmals das Gefühl hatte, dass der Pace im Buch eher langsam ist – Rode lässt sich ab und an Zeit für detailreiche Beschriebe und zieht rund drei bis vier Tage über das ganze Buch hinweg – und doch blätterte ich Seite um Seite um und konnte das Buch jeweils kaum zur Seite legen. Ein Pageturner, ja, aber auch einer, der eine genaue Lesart voraussetzt und das Hirn immer Mal wieder aktiviert und zum Mitdenken anregt. Eine gelungene Mischung.

Einen Thriller bewerte ich auch immer nach seinen Plot-Twists – und deren gab es leider eher wenige. Geübte Thriller- und Krimi-Leser werden die Hinweise, die Rode von Beginn an streut, schnell aufgreifen – und sich in ihren Verdachten bestätigt sehen.

Das muss nicht unbedingt schlecht sein – ich schätze ein Buch, welches alle Handlungsstränge beendet und zu einem Ganzen zusammenführt. Und dies ist bei „Lupus“ zutreffend. Es bleiben am Ende keine unbeantworteten Fragen: Am Schluss fügt sich alles zum grossen Ganzen zusammen, wenn auch manchmal nicht auf überraschende Weise.

Rode schafft es, verschiedene diskussionswürdige Themen zu einem spannenden Abenteuer zu verquirlen, regt zum Denken an und unterhält mit einem gelungenen Spannungsbogen. Dass ich beim Lesen der letzten Seiten und Worte Trauer empfand, dass dieses Abenteuer nun zu Ende geht, spricht für sich.

Wer Marc Elsbergs „Blackout“ mochte, sollte es auch Mal mit „Lupus“ von Tibor Rode versuchen. Und wer sich für Wölfe sowie für soziale Phänomene wie „Othering“ oder Diktaturen interessiert, sollte sich das Buch zumindest einmal genauer ansehen.