Auf geht’s, meine putzigen Krieger!

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Jolantha ist wütend und frustriert. Ihre kostbaren Sommerferien muss sie damit vergeuden, mit ihrer Familie eine anstrengende Wandertour durch die Alpen zu machen. Niemand will verstehen, dass sie weder die Aussicht noch die Anstrengungen oder die superklugen Sprüche ihres Bruders oder Vaters ertragen kann. Dazu die Nächte im Gemeinschaftsschlafsaal zugiger Berghütten voller schnarchender Rentner. Außerdem meckert ihr Vater den ganzen Tag an ihr rum, da sie ihm nicht aktiv, optimistisch und vor allem dankbar genug ist. Alles ändert sich als Jolantha einem merkwürdigen Ruf folgt, der sie tief in die Berge lockt – zu den Murmeltieren, die ihr eine unfassbare Geschichte erzählen. Sie sei die verschollene Faneskönigin Luyánta, das weiße Murmeltier, die große Hoffnung eines verlorenen Volkes, das erneut vor einem Krieg mit den grausamen Adlerkriegern steht.

Sprachlich hat mich dieses Buch leider immer wieder frustriert. Viel Geschimpfe und Gefluche – auch wenn es gar nicht in die Szene gepasst hat und vor allem im Fließtext oft störend wirkte. Merkwürdige Zeichensetzung, die man zwar ab und an damit in Verbindung bringen konnte, dass eine besondere Stimmung transportiert werden sollte, oft aber gestört hat. Besonders genervt war ich von den „feministischen“ Wortschöpfungen. Geistin, Schneiderinnensitz – nichts gegen einen kreativen Umgang mit der Sprache, aber diese Kreationen klangen einfach falsch und konnten sich auch nicht darauf berufen, aus der Geschichte heraus zu entstehen.

Die Geschichte selbst hat mich einfach nur überwältigt. Nach einem etwas zähen Anfang wurde es rasant. Ein Feuerwerk an Phantasie! Basis sind die Sagen um das Fanesvolk und diese sind originell und fesselnd zu einer neuen Geschichte verwoben. Spannende Schlachten, originelle Wendungen und eine außergewöhnliche Art eine magische Welt aufzubauen, die sich ohne große Erklärung mit der realen verwebt. Sie verschwimmen miteinander. Realität und Magie werden eins und als Leser fordert man keine Erklärung, man braucht sie nicht. Man nimmt es hin und es gehört so zur Geschichte, dass es diesen außergewöhnlichen Roman prägt und noch einmal so fesselnd macht.

Eine Fantasygeschichte, die selten originell und ausgesprochen vielseitig ist. Sprachlich hätte ich mir etwas anderes gewünscht, aber trotzdem kann ich nicht mal dafür einen halben Stern abziehen. Das Buch hat mich so gefesselt, dass es trotz meines Kritikpunkts, der für die meisten anderen Bücher ein K.O.-Kriterium wäre, volle 5 Sterne geben muss.