Wir sind die Aliens
Wenn man an Aliens denkt, stellen sich die meisten von uns wahrscheinlich grüne haarlose Männchen vor. In Nils Westerboers Science Fiction Roman "Lyneham" wird der Spieß umgedreht und wir Menschen stellen die invasive Spezies dar, welche den Mond "Perm" befällt.
Aufgeteilt in zwei Zeitsträngen erzählt Westerboer von dem zwölfjährigen Henry und seiner Familie, die nach dem Tod der Erde mit einem Raumschiff auf Perm landen - einem urzeitlichen Mond mit toxischer Luft und unsichtbaren Bewohnern, welcher ab nun ihr neues Zuhause sein soll. Wir begleiten einerseits Henry, seine beiden Geschwister und ihren Vater dabei, wie sie sich in der neuen Heimat zurechtfinden. Der zweite Erzählstrang findet viele Jahre vor Henrys Ankunft statt und handelt von seiner Mutter Mildred, sie ist Mitglied des ersten Forscher- & Entwicklerteams auf Perm, deren Aufgabe es ist, den Mond (über)lebensfreundlich zu machen - wobei sie auf das ein oder andere Hindernis stößt.
Zugegeben, ich war anfangs sehr skeptisch in welche Richtung sich Lyneham entwickeln wird. Da vor allem der Beginn des Buches den Fokus auf Henrys Erzählstrang legt, war ich unsicher ob es sich wirklich um einen "Erwachsenen" Science Fiction Roman handelt. Ich dachte, dass es bei einem Kind als Protagonist wohl eher in Richtung Kinder- oder bestenfalls Jugendbuch mit wenig Tiefgang geht - doch meine Annahme war weit gefehlt. Die neue Welt durch die Augen eines zwölfjährigen zu betrachten, war meiner Meinung nach das ideale Stilmittel, um als Leser ebenfalls ins Staunen und Hinterfragen zu kommen. Nicht nur Henry, sondern auch seine Geschwister sind trotz ihren jungen Alters vollständig ausgereifte Charaktere, welche man mit Spannung auf ihrer Reise begleitet. Besonderen Gefallen fand ich allerdings an dem Charakter von Henrys Mutter Mildred. Mit ihr hat Westerboer eine komplexe Frau mit Tiefgang und Ecken und Kanten geschaffen, die weit mehr als das Klischee der liebenden Mutter ist. Es waren vor allem ihre Kapitel und die subtile Gesellschaftskritik darin, welche mich besonders zum Nachdenken über unser Agieren als Menschheit gebracht haben.
Auch sprachlich lässt sich Lyneham meiner Meinung nach in zwei Teile gliedern. Der Großteil des Buches ist in einer zugänglichen Sprache geschrieben und trotz der oft düsteren Situationen baut Westerboer immer wieder gekonnt humorvolle Elemente und Situationskomik ein, was die Lektüre auflockert. Allerdings fiel es mir schwer, den wissenschaftlichen Beschreibungen und der Darstellung der unsichtbaren Lebewesen auf Perm zu folgen; hier hatte ich das Gefühl, dass ein gewisses Vorwissen notwendig gewesen wäre, ohne Dessen die Erklärungen für mich oftmals nicht ausreichend klar waren.
Nicht nur die Charaktere und die Sprache, sondern auch die Handlung und das Tempo dieser fand ich Großteils sehr gelungen. Teilweise habe ich mich vor lauter Spannung gefragt, ob ich noch Science Fiction oder doch schon einen Thriller lese. Lediglich gegen Ende hin wurde es mir dann etwas zu flott und zu wirr; hier hätten es für mich gerne auch noch 50 Seiten mehr und dafür aber ausführlichere Erklärungen sein dürfen.
Insgesamt ist Lyneham meiner Meinung nach ein äußert gelungener Science Fiction Roman, welcher mit viel Spannung, tollen Charakteren und auch einer Prise Philosophie & Gesellschaftskritik punktet. Einen Stern Abzug gibt es von mir für das abrupte Ende und die ausbaufähigen Beschreibungen der Lebewesen auf Perm. Ich denke, dass Lyneham sowohl für "erfahrene" Science Fiction Leser, als auch für Einsteiger in dieses Genre gut geeignet ist und sich für einige eventuell sogar als Jahreshighlight entpuppen wird.
Aufgeteilt in zwei Zeitsträngen erzählt Westerboer von dem zwölfjährigen Henry und seiner Familie, die nach dem Tod der Erde mit einem Raumschiff auf Perm landen - einem urzeitlichen Mond mit toxischer Luft und unsichtbaren Bewohnern, welcher ab nun ihr neues Zuhause sein soll. Wir begleiten einerseits Henry, seine beiden Geschwister und ihren Vater dabei, wie sie sich in der neuen Heimat zurechtfinden. Der zweite Erzählstrang findet viele Jahre vor Henrys Ankunft statt und handelt von seiner Mutter Mildred, sie ist Mitglied des ersten Forscher- & Entwicklerteams auf Perm, deren Aufgabe es ist, den Mond (über)lebensfreundlich zu machen - wobei sie auf das ein oder andere Hindernis stößt.
Zugegeben, ich war anfangs sehr skeptisch in welche Richtung sich Lyneham entwickeln wird. Da vor allem der Beginn des Buches den Fokus auf Henrys Erzählstrang legt, war ich unsicher ob es sich wirklich um einen "Erwachsenen" Science Fiction Roman handelt. Ich dachte, dass es bei einem Kind als Protagonist wohl eher in Richtung Kinder- oder bestenfalls Jugendbuch mit wenig Tiefgang geht - doch meine Annahme war weit gefehlt. Die neue Welt durch die Augen eines zwölfjährigen zu betrachten, war meiner Meinung nach das ideale Stilmittel, um als Leser ebenfalls ins Staunen und Hinterfragen zu kommen. Nicht nur Henry, sondern auch seine Geschwister sind trotz ihren jungen Alters vollständig ausgereifte Charaktere, welche man mit Spannung auf ihrer Reise begleitet. Besonderen Gefallen fand ich allerdings an dem Charakter von Henrys Mutter Mildred. Mit ihr hat Westerboer eine komplexe Frau mit Tiefgang und Ecken und Kanten geschaffen, die weit mehr als das Klischee der liebenden Mutter ist. Es waren vor allem ihre Kapitel und die subtile Gesellschaftskritik darin, welche mich besonders zum Nachdenken über unser Agieren als Menschheit gebracht haben.
Auch sprachlich lässt sich Lyneham meiner Meinung nach in zwei Teile gliedern. Der Großteil des Buches ist in einer zugänglichen Sprache geschrieben und trotz der oft düsteren Situationen baut Westerboer immer wieder gekonnt humorvolle Elemente und Situationskomik ein, was die Lektüre auflockert. Allerdings fiel es mir schwer, den wissenschaftlichen Beschreibungen und der Darstellung der unsichtbaren Lebewesen auf Perm zu folgen; hier hatte ich das Gefühl, dass ein gewisses Vorwissen notwendig gewesen wäre, ohne Dessen die Erklärungen für mich oftmals nicht ausreichend klar waren.
Nicht nur die Charaktere und die Sprache, sondern auch die Handlung und das Tempo dieser fand ich Großteils sehr gelungen. Teilweise habe ich mich vor lauter Spannung gefragt, ob ich noch Science Fiction oder doch schon einen Thriller lese. Lediglich gegen Ende hin wurde es mir dann etwas zu flott und zu wirr; hier hätten es für mich gerne auch noch 50 Seiten mehr und dafür aber ausführlichere Erklärungen sein dürfen.
Insgesamt ist Lyneham meiner Meinung nach ein äußert gelungener Science Fiction Roman, welcher mit viel Spannung, tollen Charakteren und auch einer Prise Philosophie & Gesellschaftskritik punktet. Einen Stern Abzug gibt es von mir für das abrupte Ende und die ausbaufähigen Beschreibungen der Lebewesen auf Perm. Ich denke, dass Lyneham sowohl für "erfahrene" Science Fiction Leser, als auch für Einsteiger in dieses Genre gut geeignet ist und sich für einige eventuell sogar als Jahreshighlight entpuppen wird.