Interessant aber wenig Information

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lese-esel Avatar

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Die Lebensgeschichte der französischen Chansonnier Édith Piaf zum Gegenstand einer Romanbiografie zu machen, ist eine wundervolle Idee. Dadurch lässt sich das Leben für den Leser als etwas Greifbares darstellen, etwas, bei dem er 'dabei' sein kann. Nüchterne Fakten entfalten vor dem Leser eher eine Chronologie als ein Dasein voller alltäglicher Zwänge und Notwendigkeiten.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Ambivalente in Piafs Leben herauszuarbeiten und persönliche Konflikte sowohl mit ihrer Herkunft als auch mit ihrer Umwelt nachvollziehbar zu machen.
Leider beschränkt sich dieser Roman nach einer zusammenfassenden Erzählung der Herkunft und Entdeckung der Piaf selber, nur auf die Darstellung einer kurzen - aber wichtigen - Phase von Piafs Leben: der Zeit als Mentorin des jungen Yves Montand.
Historisch korrekt, schildert die Autorin diese Lebensphase der Piaf sehr ausführlich und vergisst dabei nicht, auf die Bedeutung der Liebe in Édiths Leben hinzuweisen, die sie als ihre Triebfeder herausstellt und die in ihren Chansons eine herausragende Rolle spielt. Die sie schließlich dahin bringt, wo die Welt Édith Piaf kennt: La vie en rose.
Die Figur des Yves Montand kommt dabei für meinen Geschmack etwas zu rückgratlos und leicht beeinflussbar rüber, selbst auf der Basis seiner innigen Liebe zur Piaf. Er folgt ihren Vorstellungen beinahe blind. Das mutet für einen jungen Mann italienischer Herkunft, behütet aufgewachsen in einer Familie mit wenig finanziellem Spielraum, sehr merkwürdig an. Als wären seine eigenen Vorstellungen ohne jeden Belang.
Die anderen Personen in der Entourage der Piaf sind bodenständige Menschen, die sich um den gesamten organisatorischen Kram rund um ihre Karriere kümmern. Die beste Freundin aus Kindertagen folgt ihr wie ein Schatten mit stetem Blick aufs Geld, ist aber auch gerne bereit, mal gehörig über die Stränge zu schlagen.
Insgesamt ein lesenswertes, allerdings streckenweise langatmiges Buch, von dem der Leser sich gelegentlich eine straffere Handlung wünscht, die sich nicht nur auf Alltagsschilderungen aus dem Leben der Piaf rund um ein Leben für Konzerte beschränkt, sondern Weiteres aus dem turbulenten, workoholic-mäßigen Leben der Édith Piaf verrät. In die Phase der Förderung von und Liebe zu Yves Montand fiel sicherlich Vieles in einer Romanbiografie Erwähnenswertes.
Ein wenig einseitig - auch wenn beabsichtigt - , sich bei solch einer in ihrer Zeit schillernden Persönlichkeit auf eine Liebesgeschichte zu beschränken, die nicht wirklich zu Herzen geht, weil die Sache mit der Liebe eben für Édith Piaf so eine ganz eigene Sache ist...
Was übrigens ein loses Ende in all den 'Männerbeziehungen' der Piaf darstellt…