Märchenprinz aus dem Chatroom

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buecherfan.wit Avatar

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Die 13jährige Lainey Emerson findet in ihrer Familie  wenig Beachtung. Alles dreht sich um den kleinen Halbbruder Brad aus der Verbindung der Mutter mit Stiefvater Todd. Für den kleinen Bruder muss Lainey schon unverhältnismäßig viel Verantwortung übernehmen. Sie selbst kommt dabei zu kurz. Außerdem hat sie wegen des Umzugs ihrer Familie die Schule wechseln und alle ihre Freunde zurücklassen müssen. Kontakt hat sie nur zu ihrer besten Freundin seit dem Kindergarten, Molly Brosnan. Deshalb ist sie überglücklich, als sie im Chatroom den gutaussehenden Zach ElCapitan kennenlernt, der angeblich 17 Jahre alt ist, Football spielt und ansonsten ihre Interessen teilt. Er macht ihr Komplimente zu ihrem Aussehen und drängt auf ein Treffen, von dem sie niemand erzählt. Was sie nicht weiß: Zach existiert real nicht, er ist jedenfalls nicht derjenige, den sie trifft. Als sie zu ihm ins Auto steigt, fallen ihr die ersten Ungereimtheiten auf: die Automarke entspricht nicht dem angekündigten BMW, "Zach" hört die falsche, nämlich nicht altersgemäße Musik, und er ist nicht blond. Als sie begreift, in welche Gefahr sie sich in ihrer Naivität begeben hat, wird sie betäubt.

Verschwundene oder entführte Kinder sind in der Krimiliteratur kein besonders originelles Thema. Jilliane Hoffman wählt jedoch einen interessanten Einstieg. Sie lässt den Leser Zeuge werden von den Vorbereitungen des Täters, und wir erfahren schon einiges über ihn. Er sieht sich immer wieder ein Video eines fanatischen Predigers an, der besessen ist von weiblicher Reinheit und in seiner Predigt entsprechende Bibelstellen zitiert: nur reine Jungfrauen überlebten, die anderen Frauen wurden getötet. Dieses Ideal teilt der Täter, und deshalb hat er Lainey ausgesucht ("Jemand, dessen schöner Körper noch ... rein war."). Wir erfahren außerdem, dass derTäter malt, aber seine Identität kennen wir nicht.

Die Leseprobe liest sich spannend und interessant und hat im Computerzeitalter einen deutlichen Bezug zur  Realität. Jeder weiß, dass solche Verbrechen tatsächlich passieren. Die Leseprobe verspricht einen lesenswerten Roman.