Das WWW als Gefahrenzone für "Pretty little things"

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nordlicht Avatar

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Die dreizehnjährige Lainey Emerson kompensiert ihre Probleme im realen Leben (familiäre und Schulprobleme) durch stundenlange Ausflüge in die virtuelle Welt, wo sie in einem Chatroom die Bekanntschaft von "El Capitan" macht, einem attraktiven und verständnisvollen siebzehnjährigen Jungen. Er überredet das naive Mädchen zu einem Treffen, seitdem ist  Lainey verschwunden. Die Eltern und die Polizei gehen zunächst davon aus, dass ihre (Stief)tochter wie so viele amerikanische Jugendliche weggelaufen ist. Allein Robert Dees, der für die Ermittlung in Vermisstenfällen in Bezug auf Kinder und Jugendliche zuständig ist, wird misstrauisch: er ist besonders sensibilisiert, da seine eigene Tochter Katy ein Jahr zuvor von zuhause weggelaufen ist.

Er durchforstet mehrere Vermisstenfälle. Spätestens nachdem die erste verstümmelte Mädchenleiche aufgetaucht ist, weiß er, dass ein (Serien?)killer unterwegs ist. Der von der Polizei "Picasso" genannte Mörder  spielt mit Dees und seinen Kollegen. Er sendet einem ruhmgeilen Reporter schockierende Gemälde von ermordeten Mädchen an verschiedenen abgelegenen Örtlichkeiten, dann geht für die Polizei die Suche los. Da die Polizei ermittlungstechnisch auf dem neuesten Stand ist, werden schnell weitere Leichen gefunden. Dees beginnt nun auch um seine eigene Tochter zu fürchten. Ist sie etwa nicht "nur" weggelaufen?

Die Kapitel dieses Thrillers sind relativ kurz gehalten, was zu ständigem Weiterlesen veranlasst, denn das Buch ist so spannend gehalten, dass man nur ungern Lesepausen einlegt. Neben der Spannung gibt es jedoch auch ernste Untertöne, denn es wird dargestellt, wie gerade Mädchen aus schwierigen Familienverhältnissen, die zuhause nicht genügend Zuwendung erfahren, zur leichten Beute von Psychopathen werden können.

Interessant sind auch die Kapitel, die aus der Perspektive der gefangenen Lainey berichten, die um ihr Leben fürchtet und ihre Vergangenheit Revue passieren lässt.

Gegen Ende des Krimis hin kommen für meinen Geschmack ein paar Zufälle zuviel vor, die zwar dem Spannungsaufbau sehr förderlich sind, aber nicht allzu glaubwürdig wirken. In der englischen Originalausgabe, die ich gelesen habe, sind sehr viele Abkürzungen für verschiedene Ermittlungsabteilungen enthalten, was etwas verwirred ist.

Davon abgesehen ist "Pretty little things" ein spannender Thriller, der ohne übertriebene Grausamkeit auskommt und dabei doch immer fesselnd bleibt.