Mädchenfänger

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linaw Avatar

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Im "Mädchenfänger" bedient sich Jilliane Hoffman diesmal einem sehr zeitnahen Thema – den Gefahren, die im Internet auf junge Teenager lauern.

 

Die kleine Lainey, eine typisch 13-Jährige, ist mit ihrem Leben unzufrieden. Nach einem Schulwechsel gehen ihre Noten in den Keller, zu Hause gibt es ständig Ärger und sie findet keinen Anschluss. In dieser schweren Zeit scheint sie plötzlich im Internet auf ihren lang ersehnten Märchenprinzen, einem gutaussehenden seelenverwandten Kapitän der Footballmannschaft, gestoßen zu sein. Überwältigt von der Vorstellung, dass dieser etwas für sie, das einfache langweilige Schulmädchen mit Drahtgestell-Brille, übrig haben könnte, ist sie besonders empfänglich für seine Komplimente. Dieser versteht sich darauf, sie gekonnt um den Finger zu wickeln und schließlich zu einem heimlichen Treffen zu überreden. Die Katastrophe ist also vorprogrammiert.

Special Agent Bobby Dees wird nun mit dem Fall der verschwundenen Lainey betraut und sieht sich schon bald etwas viel Grausamerem gegenüber als er zunächst für möglich gehalten hätte. Denn Lainey ist nicht das einzige Opfer des Mädchenfängers, dessen furchtbare Taten schon bald ans Licht kommen sollen.

 

Auch wenn Jilliane Hoffman hier vielleicht nichts komplett Neues erfunden hat, ist der „Mädchenfänger“ ein solider Thriller, der sich in einem Rutsch durchlesen lässt, nicht zuletzt dank des sehr flüssigen Schreibstils. Überraschende Wendungen und gut eingesetzte Perspektivenwechsel lassen es nicht langweilig werden und das ganz ohne unnötige Brutalität.

Die Charaktere finde ich sehr glaubwürdig, man kann sich gut in Bobby Dees und seine Frau hineinversetzen, die selbst Opfer einer Tragödie geworden sind, und später auch in Lainey (am Anfang war sie teilweise so naiv, dass ich es kaum glauben konnte ;)). Auch die jugendliche Seite wird gekonnt vermittelt, wie zB der Internettäter mit Andeutungen und Komplimenten in Original-Chatsprache spielt, um sein Opfer einzuwickeln.

Toll ist, wie Jilliane Hoffman insgesamt mit diesem heiklen Thema umgeht und immer wieder auf die Hintergründe, die Vernachlässigung der Kinder, die Unwissenheit der Eltern in Bezug auf Internetgefahren etc. eingeht.

Schade finde ich allerdings, dass man am Ende über die Motivation des Mädchenfängers weitestgehend im Dunkeln gelassen wird, da hatte ich mir doch noch etwas mehr erhofft.

 

Insgesamt aber ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe!