Geheimnisvolle Familienbande

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
jacky2110 Avatar

Von

Welches düstere Geheimnis steckt hinter den toten Frauen, die regelmäßig am Familienanwesen aufgefunden werden?! Die Protagonistin der Handlung ist noch ein junges Mädchen, keine zehn Jahre alt, als sie die erste Frauenleiche im See entdeckt: "Dann sah ich die Füße. An einem Fuß steckte ein Schuh, am anderen keiner, beide bewegten sich, als hätte das Wasser nicht nur ihre Haut, sondern
längst ihre Knochen aufgeweicht. Es schwappte um sie herum." Die Autorin zeichnet ein plastisches Bild der morbiden Situation. Wir knien als LeserInnen neben dem Mädchen, beobachten gebannt, eine Mischung aus Unbehagen und Faszination beschleicht uns und wir würden sie am liebsten am Arm packen und aus dieser grässlichen Starre befreien - aus diesem Moment reißen, den kein Kind erleben sollte.
Die Großmutter, die schließlich zu Hilfe kommt und das Kind wie einen Rettungsanker umschließt, scheint eine Schlüsselrolle in der Geschichte einzunehmen. Man möchte als LeserIn sofort ergründen, was dahinter steckt und wie es weiter geht, nachdem die Großmutter gestorben ist.
Eine mitreißende Leseprobe, die uns in die Mitte des Geschehens zieht. Ich bin sofort dem Bann des Geheimnisvollen verfallen. Das liegt nicht zuletzt an der Wortgewalt der Autorin, die es versteht, Dinge, Menschen und Situation so einzufangen, dass sich vor dem inneren Auge eine facettenreiche Leinwand aufspannt. Ich konnte sehr gut in die Situation eintauchen, die Schreie hören, die Gerüche einatmen, die Atmosphäre einsaugen. Großartig!