Schicksalssog

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Ist es eine Welle des Schicksals, die der zehnjährigen Ich-Erzählerin eines Tages eine tote Frau vor die Füße schwemmt oder ist es dieses Stückchen Land am See, an dem sie mit ihrer Mutter und Großmutter lebt, das Tod und Untergang in sich birgt?
Vieles am Verhalten, Auftreten und Reden ihrer schwankenden Mutter und Halt gebenden Großmutter versteht die junge Protagonistin nicht, vor allem weiß sie nicht, warum sie ihre Schwester Leni seit einem Jahr nicht gesehen hat. Dieses Nicht-Verstehen, das Nicht-Fassen-Können erschüttert die Ich-Erzählerin 20 Jahre später erneut, als sie am Grab ihrer geliebten Großmutter steht. Wer wird ihr in dieser endgültigen Stille nun Trost spenden, ihre Fragen über ihre Familie und Vergangenheit beantworten, die sie nun schon ihr Leben lang mit sich trägt? Ist eine Annäherung an ihre schweigende Mutter möglich?
Atmosphärisch dichte Bilder lässt Annika Reich in nur wenigen Sätzen der ersten zwei Kapitel entstehen, in der die Ich-Erzählerin jeweils wie verwachsen mit der unbekannten wie geliebten Toten scheint.
Ein Romanauftakt, der den Lesenden direkt in einem taumelnden Lese-Sog mit sich zieht, großartig!