Männer und Frauen

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Marja-Liisa Vartio – MÄNNER wie MÄNNER. FRAUEN wie FRAUEN.
Dieser finnische Roman ist besonders. Er ist anders geschrieben und erzählt auch eine ungewöhnliche Geschichte, ohne die Protagonisten wirklich darzustellen und greifbar werden zu lassen.
Es geht um Leena, die auf dem Land auf dem Bauernhof ihrer Eltern lebt und arbeitet. Sie begegnet einem Mann und sie wird schwanger. Zunächst möchte sie es nicht einsehen, versucht es so lange wie möglich zu verbergen. Dieser Mann wird nie beim Namen genannt und auch sonst bleibt er nicht greifbar und ungenau. Auch Leena selbst bleibt seltsam unwirklich. Man erfährt nur ihre Gedanken, nicht ihr Äußeres oder wie sie auf andere wirkt. Die Protagonisten wirken wie in Watte verpackt und unwirklich. Der Mann kann ihr nicht wirklich helfen, da er verheiratet ist und selbst schon zwei Kinder hat. Irgendwann kommt es jedoch doch heraus und ihre Eltern verstehen die Welt nicht mehr. Sie entfernt sich geistig immer weiter von ihrer Familie, was sie schließlich dazu bringt, den Hof zu verlassen und eine Stelle als Hausmädchen bei einer Familie in der Stadt anzunehmen. Diese suchte explizit nach einer schwangeren Frau, da sie diese wohl nicht nach Tarif bezahlen müsste. Dieser Fakt lässt tief in die Probleme der beschriebenen Gesellschaft blicken. Es sind diese Einblicke, die den Roman lebend und fassbar machen. Auch wenn nie klar wird, wo und wann der Roman genau spielt. Doch wird es erahnbar. Dort muss sich Leena um die drei Kinder kümmern und auch mit der unberechenbaren Frau zurecht kommen. Währenddessen entfernt sie sich zunehmend vom Mann und weiß nie recht wie sie sich gegenüber ihren Mitmenschen verhalten soll. Auch ihre Schwangerschaft lässt sie zunehmender ratlos erscheinen, da sie es noch nicht wirklich begreifen kann. Sie bringt ihr Kind zur Welt und es wird alles anders. Denn nur das Kind zählt jetzt für sie.
Das ziemlich offene und abrupte Ende ist ein Bruch im sonstigen Geschichtsfluss. Es liest sich wie eine Wolke, durch die die Protagonisten gleiten. Es gibt keine großen Spannungen, keine wirklich Konflikte. Alles wirkt unwirklich und wie in Watte gepackt. Doch genau das macht auch diesen Roman aus. Es ist mal etwas anderes. Vielleicht ist es gut, dass nicht jedes Buch so geschrieben ist und es ist sicher auch nicht jedermanns Geschmack. Doch ist es interessant, wie Vartio schreibt und sich ausdrückt. Es ist wohl eher der künstlerische und tiefsinnige Aspekt der spannend ist und den Leser bei der Stange hält. Denn wirklich viel passiert nicht, doch was passiert wird toll geschrieben und ist eigentlich im Grunde genommen für die Protagonisten sehr tiefgreifend. Die Reaktionen und Gedanken muss man sich jedoch meist erträumen, was natürlich auch eine wunderbare Anregung für Tagträume ist.