Merkwürdig, aber doch gut

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kattig Avatar

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Leena ist gerade mal 18 Jahre, als sie auf einen verheirateten Mann trifft. Sie spielt mit der Liebe, wahrscheinlich ihre erste, und wird von ihrem ersten Mal, das sie – meinem Eindruck nach – nicht wirklich will, schwanger. Der Mann ist längst wieder bei seiner Frau – er war nur beruflich in der Gegend – schreibt Leena aber regelmäßig. Leena versucht währenddessen den wachsenden Bauch unter einer dicken Jacke zu verstecken. Es gelingt ihr recht lange, doch irgendwann ist das unvermeidliche zu sehen und ihre Eltern geraten außer sich. Der Vater tobt, die Mutter ist verängstigt und ratlos ob der Situation. Man muss sich vorstellen, die Geschichte spielt auf einem Bauernhof in Finnland nach Ende des zweiten Weltkriegs. In dieser Zeit ist eine Schwangerschaft ohne Ehe noch skandalös und beschämend.
Aus diesem Grund beschließt Leena die Eltern zu verlassen und nimmt eine Stelle in einer entfernten Stadt an. Die Mutter versorgt sie noch mit Bettwäsche, Proviant und Geld – man merkt, dass sie Mitgefühl für ihre Tochter hat, kann aber nichts machen.
In der Stadt lebt Leena bei einer Familie mit zwei Kindern und macht dort den Haushalt und sorgt für die Kinder. Die Frau – ihre Chefin – scheint etwas merkwürdig, ist aber sehr an Leenas Schicksal interessiert.
Der Mann, der Vater des Kindes, schreibt Leena weiterhin. Er will – zumindest sagt er das immer wieder – sich scheiden lassen. Leena ist sich allerdings nicht sicher, ob sie das auch will.

Das befremdliche oder merkwürdige an diesem Buch ist, dass nur die Protagonistin selbst, Leena, einen Namen hat. Alle anderen werden nur "die Mutter", "der Mann" oder "die Frau" genannt. Trotzdem ist zu jeder Zeit klar, wer mit diesen Bezeichnungen gemeint ist.
Das Resultat daraus ist für mich, dass man die Geschichte von Leena auf viele Menschen aus dem richtigen Leben oder vielleicht sogar aus dem Bekanntenkreis beziehen kann. Ohne Namen macht es das irgendwie leichter.
Dennoch beschreibt die Autorin viele Details ohne den für mich sehr sachlichen Klang des ganzen Buches zu verlieren.
Es ist irgendwie ein merkwürdiges Buch, weil es so kühl bleibt, obwohl es ja im Grunde eine tragische und berührende Geschichte ist oder hätte sein können.