gelungene Mischung

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daydreamerin Avatar

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Flora Anthea dachte eigentlich sie wäre ein ganz normales Mädchen, mit einem etwas ungewöhnlichen Namen. Doch kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag erfährt sie, dass sie alles andere als normal ist. Sie stammt aus einer alten Märchenlinie, wie man sie in den Büchern der Gebrüder Grimm finden kann. Und obwohl Flora eigentlich nicht glauben möchte, dass das wahr sein kann, muss sie bald einsehen, dass sie die Augen vor dem Offensichtlichen nicht verschließen kann.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive geschildert, so dass man die Protagonistin sehr intensiv kennen lernen und begleiten kann. Da sie keine Ahnung davon hatte, dass es in ihrer Familie ein Erbe der Märchenfiguren gibt, hält sie das Schreiben, das sie bekommt, zunächst für einen schlechten Scherz. Doch so sehr sie sich auch dagegen sträubt, muss sie doch schnell einsehen, dass es wirklich mehr gibt, als einfach nur normale Menschen. Nach und nach erfährt sie mehr über die unterschiedlichen Märchenlinien und deren Nachfahren. Ich fand es sehr interessant, all die verschiedenen Charaktere kennen zu lernen und mehr über die Fähigkeiten zu erfahren, die in den einzelnen Linien vorhanden sind. Auch über die verschiedenen Institutionen, magische Gegenstände und ihre Gefährlichkeit wird im Verlauf der Handlung immer mehr berichtet, so dass man einen recht guten Überblick über die „fremde Welt“ bekommt, in die Flora ziemlich plötzlich hineingeworfen wurde.
Flora war mir gleich sympathisch. Sie hat eine angenehme Art und vor allem ihre sarkastischen und ironischen Äußerungen haben mir gut gefallen. Sie lässt sich nicht unbedingt auf der Nase rumtanzen, hat das Herz am rechten Fleck, kann aber nicht alles und weiß noch lange nicht alles, handelt dadurch manchmal unüberlegt und naiv. Was sie alles in allem aber für mich nur noch sympathischer machte. Das Verhalten passte einfach zu ihr und dem, was man im Laufe des Buches von ihr erfährt und mit ihr erlebt.

Die Kombination der Charaktere empfand ich als gelungen. Die zickige, unnahrbare Neva, der undurchschaubare Timus, die aufgeschlossene Val, der attraktive Hektor, Frosch Caruso, Spiegel Scitus und all die anderen sorgen für eine abwechslungsreiche Mischung und immer wieder Streitpotenzial. Jede Figur bringt ihre Eigenheiten mit, es kommt zu kleinen Wortgefechten, hochkochenden Emotionen, aber auch Momenten voller Freundschaft und Zusammenhalt.
Anhand der detaillierten, bildhaften Beschreibungen kann man den Personen auch recht leicht ihre Märchenfamilie zuordnen, was die Konstellation noch interessanter und facettenreicher macht.

Im Buch gibt es einige humorvolle Passagen, Augenblicke, in denen Flora gern verzweifeln möchte, bei all den neuen Dingen, die sie erfährt, aber auch Abschnitte, in denen es gefährlich und turbulent wird. Auch Liebesgefühle spielen zwischendurch eine Rolle und auch wenn die Anziehung immer wieder präsent ist und Flora von ihren Empfindungen berichtet, so hat es für mich in der Geschichte nie zu viel Raum eingenommen.
Besonders spannend fand ich die Einsätze rund um die magischen Gegenstände und die Entwicklungen rund um den Rosenkavalier, die durch Einschübe zwischen den Kapiteln verfolgt werden können.

Am Ende der Geschichte hat man viel über die Protagonistin, die Märchenlinien und erste Zusammenhänge der Magie erfahren, einige Geheimnisse wurden gelüftet, andere Dinge bleiben noch offen. Durch den angenehmen, flüssigen Schreibstil habe ich das Buch sehr zügig gelesen und bin richtig neugierig, wie es mit den Charakteren und den angedeuteten Handlungsverläufen weitergehen wird.

Ein fesselnder, interessanter Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht. Ich mag die Märchenwelt sehr gern und empfand die Kombination von Märchenfiguren und „realer“ Welt als gelungen und angenehm. Es gibt noch so viel zu entdecken und auch zwischen den Charakteren wird es wohl noch einige spannende Entwicklungen geben. Gut gefällt mir auch die Mischung aus Liebesgeschichte, Fantasy und kleinem Kriminalfall.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!