Eine außergewöhnliche Heldin!

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Maggie Blue ist eine ungewöhnliche Heldin. Sie gehört zu jenen Kindern, die von Erwachsenen oft übersehen oder missverstanden werden – zu still, zu sonderbar, zu wütend. Sie fühlt sich wie eine Last für ihre Tante Esme, eine zusätzliche Belastung für ihre depressive Mutter und wie eine vergessene Randnotiz für ihren abwesenden Vater. Als sie durch ein Portal in die Düsterwelt gelangt, um ihre Mitschülerin Ida zu retten, stößt sie auf eine Gesellschaft, die auf grausame Weise von Ungerechtigkeit geprägt ist. Die goldene Stadt Sun City bezieht ihren Glanz aus dem gestohlenen Glück anderer, während das Land selbst zusehends ins Chaos versinkt. Der einstige Beschützer der Natur, der Große O, wurde vertrieben, und nun kämpfen verschiedene Fraktionen um die Macht. Maggie wird durch einen gestohlenen Schutzring plötzlich zu einer Schlüsselfigur – eine ungewohnte, aber verführerische Rolle. Doch wie alles in dieser Welt hat auch das seinen Preis. Im Verlauf ihrer Reise stellt sich die Frage: Wer entscheidet eigentlich, wer jemand wirklich ist? Und vielleicht noch beunruhigender: Wozu jemand benutzt werden kann?

Neben seiner spannenden Handlung ist Maggie Blue – Das Portal zur Düsterwelt auch eine durchdachte Auseinandersetzung mit Kapitalismus, Gier und deren zerstörerischer Wirkung auf Natur und Gesellschaft. Anna Goodall erzählt mit einer Mischung aus Witz, Mut und klassischem Schurkenhandwerk. Besonders Miss Cane, Maggies neue Vertrauenslehrerin, hinterlässt als lächelnde, aber gnadenlose Widersacherin einen bleibenden Eindruck. Der Herrscher von Sun City, Eldrow, wirkt in seiner manipulativen Art beklemmend realistisch – ein Charakter, der wohl auch in unserer eigenen Welt problemlos Fuß fassen würde. Während Figuren wie Cane und Eldrow wenig Spielraum für Erlösung haben, zeigt Goodall bei anderen Charakteren mehr Vielschichtigkeit. Ida, Frank, Dan der Baum und Dot, die Snooker-Queen von West Minchen, sind alle von ihrer Vergangenheit gezeichnet und handeln nach eigenen Motivationen. Besonders gelungen ist Tante Esme, deren lebensfrohes Wesen und exzentrische Bienenkorb-Frisur einen wunderbaren Kontrast zu Maggies innerer Zerrissenheit bildet. Trotz aller Herausforderungen weiß Maggie, dass sie bei Esme ein Zuhause hat – auch wenn sie gelegentlich in der Badewanne schlafen muss.

Doch die beeindruckendste Figur ist ohne Zweifel Hoagy – der dicke, missmutige, einäugige Kater, der nicht nur das Cover des Buches, sondern auch das Herz vieler Leser:innen erobert. Hoagy ist viel mehr als ein Sidekick. Seine bissigen Kommentare, sein unerschütterliches Selbstbewusstsein und sein feines Gespür für Gefahr machen ihn zu einer faszinierenden Figur, die Maggie auf ihrer Reise begleitet. Seine Perspektive, die in einigen Kapiteln direkt eingenommen wird, fügt dem Buch eine besondere Tiefe hinzu und ist ein Highlight der Erzählung. Die Dynamik zwischen Maggie und Hoagy ist nicht nur unterhaltsam, sondern bildet auch das emotionale Zentrum der Geschichte. Ihre wachsende Freundschaft zeigt, dass Identität nicht durch äußere Zuschreibungen bestimmt wird – sondern durch die Entscheidungen, die wir selbst treffen.

Maggie Blue – Das Portal zur Düsterwelt ist eine faszinierende und klug erzählte Geschichte mit originellen Ideen, einer starken Botschaft und einem unvergesslichen Kater. Trotz kleinerer Schwächen in der Charakterzeichnung und im Pacing überzeugt das Buch durch seinen Charme, seine düstere, aber dennoch hoffnungsvolle Atmosphäre und seine tiefgründigen Themen.