Starker Auftakt einer neuen Märchenreihe

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babajaga Avatar

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Zunächst habe ich geglaubt, die Idee, alte Märchen neu zu erzählen, sei nicht wirklich neu. Auch glaubte ich, dass die Idee, aus der Sicht der bösen Figuren zu erzählen, nicht neu ist. Es gibt inzwischen ja einige Reihen, die sich mit diesem Thema befassen. Im vorliegenden Buch geht es aber nicht vordergründig darum, alte Märchen neu zu erzählen, sondern diese Geschichte ist eine ganz eigene. Sie spielt im Märchenland und uns begegnen auch einige - nicht allzu viele übrigens! - Figuren, die wir aus uns bekannten Märchen kennen, aber der Grundtenor dieser Geschichte ist die Geschichte um Filomena.

Filomena ist 12 Jahre alt und ein ganz normales Mädchen mit ganz normalen Sorgen. Okay, vielleicht ist bei ihr alles etwas mehr als nur ganz normal. Sie hat nicht besonders viele Freunde, wird von ihren Eltern mehr als überbehütet, was sie auch gründlich nervt, und sie ist der größte Fan der Magic Kingdom Buchreihe. Als der letzte Teil ihrer geliebten Buchreihe einfach nicht erscheint, obwohl er über ein Jahr gehypt wurde, bricht zuerst ihre Welt zusammen und kurz darauf findet sie sich in einer völlig anderen Welt wieder. Natürlich nicht ganz freiwillig, aber…

Filomena ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist klug und liebenswürdig. Sie liebt ihre Eltern, obwohl diese sie keinen Schritt allein tun lassen. In der Schule hat sie ständig Ärger mit den Alfredos - einer fiesen Gang, die sie ständig mobben, obwohl sie doch nur in Ruhe gelassen werden will. Ich habe herzlich gelacht über die vielen Namen, die Filomena ihnen im Verlauf der Geschichte gibt. Allein schon daran merkt der Leser sehr deutlich, wie sehr sie diese Schüler verachtet.
Obwohl Filomena durch ihre Eltern viele Ängste eingepflanzt bekommt, lernt der Leser sehr schnell, dass sie alles andere als feige ist. Sie ist ein sehr mutiges Mädchen, das ihre Angst zwar kennt, sich von ihr aber nicht kontrollieren lässt.

Ihr zur Seite stehen Jack Stalker und Alistair Bartholomäus Barnaby - ihre liebsten Figuren aus Magic Kingdom. Die beiden sind etwa in Filomenas Alter, aber schon echte Helden, die sich um das Märchenland verdient gemacht haben. Nun aber brauchen sie dringend Hilfe - von ihr, einer Sterblichen. Ich mag Jack und Alistair. Ich habe so oft mit ihnen gelacht, wenn ihnen in unserer Welt etwas seltsam vorkam, und um sie gezittert, wenn sie sich in ein neues Abenteuer stürzen mussten. Darüber hinaus lernt der Leser auch sie im Verlauf der Geschichte besser kennen. Häppchenweise werden ihre Geschichten erzählt, die so das Geschehen untermalen und zugleich verständlicher machen.

Und natürlich gibt es - wie in jedem Märchen - auch die böse Rolle. Königin Olga will unbedingt das ganze Märchenland beherrschen und jedes Mittel ist ihr Recht, um an ihr Ziel zu kommen. Man kann sie mit gutem Gewissen verachten, denn schon dass sie Königin ist, geht nicht mit rechten Dingen zu. Die Autorin hat eine glaubwürdige Antagonistin kreiert, die durch Boshaftigkeit und Hässlichkeit gekennzeichnet ist. Sie tritt nicht besonders häufig in Erscheinung, ist aber zu jeder Zeit präsent.

Der Autorin gelingt es ganz hervorragend, das Märchenland und unsere Welt miteinander zu verbinden. Man weiß zu jeder Zeit, wo man sich befindet und es ist herrlich zu beobachten, wie sich die Kinder gegenseitig ihre Welt erklären. Darüber hinaus finde ich es wirklich amüsant, wenn sich die Autorin mitten im Märchenland der Jugendsprache, wie wir sie kennen, bedient. Ich schätze, da wird sich jeder Leser gleich zu Hause und gut aufgehoben fühlen.

Die Autorin vermag es auch, die Beschreibungen von Märchenland und realer Welt so darzustellen, dass sich spontan Bilder im Kopf bilden und man eine ganz konkrete Vorstellung hat, wie es wo aussieht. Das gefällt mir sehr. Es erleichtert das Eintauchen in die Geschichte ungemein.

Der Schreibstil ist aus meiner Sicht der Zielgruppe angepasst. Er lässt sich wunderbar leicht lesen und man muss sich nicht auf schwierige Satzkonstruktionen konzentrieren, sondern kann ganz gebannt seinen Helden folgen. Einzig der Umstand, dass sich hier und da Rechtschreibfehler eingeschlichen haben, gefällt mir nicht so gut.

Der gesamte Aufbau der Geschichte ist wunderbar. Sie ist in 4 Teile eingeteilt, welche jeweils mit einem Prolog beginnen. Diese Prologe erzählen ihre ganz eigene Geschichte, die letztlich zum Erkennen der Wahrheit beiträgt. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass auch ungeübtere Leser ganze Kapitel lesen können. Durch die Kürze der Kapitel baut sich die Spannung schnell auf und man ist stets mehr mittendrin als nur dabei.

Last but not least: Ich mag das Cover. Mit den goldenen Buchstaben ist es ein echter Hingucker und es passt zum Inhalt des Buches.

😊 Fazit:
Das vorliegende Buch ist ein starker Auftakt zu einer neuen Kiinderbuchreihe, der mir mir sehr gut gefällt. Die Protagonisten wirken authentisch und nicht zu überzeichnet. Durch Sprachstil und Geschichtenaufbau kann die Autorin ihre Zielgruppe ganz bestimmt erreichen. Wer Märchen mag, wird dieses Buch lieben und wohl ebenfalls zum Fan von Magic Kingdom werden. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den 2. Teil.