Eine ungewöhnliche Biografie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
meggie3 Avatar

Von

Als ich zunächst von diesem Buch gehört habe, wollte ich es aus zwei Gründen erst gar nicht lesen:
Ich erwartete eine dieser Biographien, die gleich nach dem Tod einer berühmten Persönlichkeit erscheinen, um einen Bestseller zu landen. Außerdem wollte ich kein Buch lesen, in dem sich ein Gefängniswärter als Menschenfreund präsentiert.
Der Beginn der Biografie schildert aber vielmehr das Leben eines weißen Jungen, der in die Apartheid hineingeboren wird und vieles zunächst gar nicht wirklich mitbekommt. Mit der Eskalation der Gewalt und der menschenverachtenden Politik der Homelands verschlechtern sich auch die Lebensbedingungen der eher armen weißen Bevölkerung. Aus Unwissenheit und absoluter Naivität landet dieser Junge - von einem Mann kann man bei diesem knapp 20jährigen wirklich nicht sprechen - als Gefängniswärter auf Robben Island. Fast schon anrührend, wie er seinen Weg dorthin beschreibt. Sein erstes Zusammentreffen mit dem damals bereits 60jährigen Nelson Mandela, der ihm als einer der gefährlichsten Männer überhaupt angekündigt wird, hat so gar nichts Beunruhigendes. Auch die anderen Terroristen sind anders als erwartet. Völlig isoliert auf dieser unwirtlichen Insel, gibt es durchaus Parallelen im Leben der Gefängniswärter und der Gefangenen. Daraus entstehen im Laufe der Zeit – natürlich verbotene - gemeinsame Freizeitgestaltungen im Rahmen der engen Möglichkeiten.
Der junge Gefängniswärter ist sich seiner Rolle bewusst, setzt sich aber zunehmend über die auch von ihm als unmenschlich empfundenen eng gesteckten Grenzen hinweg..
Christo Brand beschreibt die verschiedenen Gefängnisse und Haftbedingungen, die Nelson Mandela und seine Weggefährten zu erdulden hatten. Besonders berührend sind die Beschreibungen der persönlichen und familiären Beziehungen dieses bedeutenden Mannes und seiner Mitstreiter.
Doch auch die eigene Familiengeschichte erzählt Christo Brand, ebenso wie seine Wahrnehmung des Endes der Apartheid.
Die Sprache und der Erzählstil sind einfach, gelegentlich springt die Erzählung allerdings auch. Da ich noch sehr jung bin, waren mir viele Namen nicht bekannt. Deshalb habe ich ein Glossar mit den wichtigsten Personen und Ereignissen schmerzlich vermisst.
Davon abgesehen habe ich dieses Buch aber wirklich gerne gelesen und einiges über diese wichtige politische Phase gelernt. Die ganz andere Beschreibung des Menschen Nelson Mandela erklärt vielleicht auch, warum dieser Mann von so vielen so bewundert wurde…