Dünne Story - dickes Buch

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wolke44 Avatar

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Himmel - ich habe eine echte Ewigkeit gebraucht, bis ich endlich diesen Lesereindruck verfasse.


Der Grund dafür ist, dass ich unwahrscheinlich lange an diesem Buch gelesen habe, mit großen Pausen dazwischen, was leider kein Kompliment ist.


Ich muss gestehen, dass ich richtig traurig bin, dem Buch nur sechs von zehn Sternen zu geben, denn im Grunde hat es einiges, was mir gut gefällt: Der Stil der Autorin ist zum Beispiel interessant. Sie ist an vielen Stellen kreativ, gar poetisch, aber dennoch leider nicht so sehr, dass es mich vom Hocker reißt. :-/ Trotzdem möchte ich den Stil als angenehm hervorheben.


Was mir ebenfalls gefiel, war der feministische Touch der Story. Die Tatsache, dass Berufe, die Frauen sonst ausgeredet wurden/werden, in Kriegszeiten eben ganz selbstverständlich von ihnen übernommen werden, macht man sich nur selten bewusst. (Schweißerinnen etc.)


Mir gefiel auch, wie die Behinderung der Schwester thematisiert wurde und ich mochte die erotischen Beschreibungen zwischen Anna und Dexter, die nicht verhuscht und emotional interessant waren.


ABER.


Jetzt kommt mein Aber ... Ich bin, fürchte ich, mit allzu hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich wusste, dass Jennifer Egan Pulitzer-Preisträgerin ist, mich hatte das Metier des Buchs interessiert, ich erwartete einen dicht gewebten Roman, komplex und tiefgehend.


Was ich dann gelesen habe, war zwar ein dickes Buch, aber eine dünne Geschichte. :-/ Ehrlich - ich hab mich gequält.


Wie gesagt - das tut mir richtig leid, weil ich mir viel von dem Roman versprochen habe, aber nur eine im Grunde sogar recht seichte Geschichte erzählt wurde, angereichert zwar mit Atmosphäre und einen ansprechendem Stil, aber irgendwie war es für mich wie ein winziges Bonbon in einem überdimensionierten Geschenkkarton zu suchen.


Zu viel Drumrum für zu wenig Drin. Schade. :-/