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Es ist die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die USA sind dabei, den Ausgang des Krieges und die Weltordnung zu verändern. Zu Hause beginnen die Veränderungen bereits, denn in der Brooklyn Navy Yard werden neuerdings Frauen eingestellt, nachdem die Männer an der Front kämpfen. Unter ihnen ist auch die 19-jährige Anna Kerrigan, eine starke und unkonventionelle Frau, die sich mit ihrem Job am Messtisch nicht zufrieden gibt und stattdessen die erste Marinetaucherin der Werft werden möchte. Ihre Unkonventionalität und Entschlossenheit verdankt sie nicht zuletzt ihrem Vater, von dessen teils verschwiegenen Geschäften sie als Kind ahnte und der in ihren Teenagerjahren verschwand, sowie der Sorge um ihre behinderte und pflegebedürftige Schwester. Neben der Arbeit sucht Anna nach ihrem Vater und trifft auf einen lokalen Gangsterboss, Dexter Styles, in dessen Machenschaften ihr Vater verstrickt gewesen zu sein scheint.
In „Manhattan Beach“ erzählt Jennifer Egan ihre Geschichte gradlinig, aber mit einem phänomenalen Detailwissen über die US-Kriegsmarine, die New Yorker Unterwelt und Tauchgänge, das akribisch recherchiert und für den Leser absolut faszinierend ist. Die Hauptcharaktere sind rund und man begleitet sie gerne auf ihrem Weg, ohne dass man sie uneingeschränkt lieb gewinnt – dafür sind sie einfach zu vielschichtig und zu verschlagen. Gleichwohl gelingt es Egan, die sich kreuzenden Wege Annas, ihres Vaters und Dexter Styles, so spannend zu schildern, die Knotenpunkte dieser Wege erst nach und nach aufzudecken und überaus geschickt mit den historischen Ereignissen zu verbinden, dass man das Buch erst aus der Hand legen kann, wenn man auch die Danksagung gelesen hat.